Object: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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in diesen Anstalten mit ganz besonderer Rücksicht auf den Beruf, welchen die 
jungen Leute ergreifen. 
Die Kenntnisse, welche die Volksschule dem Menschen gibt, reichen aber 
für viele verantwortungsvolle Berufsarten nicht aus. Deshalb hat der 
Staat für künftige Lehrer die Seminare, für Kaufleute die Handelsschulen, 
für Bergleute die Bergschulen, für Gewerbe die Gewerbeschulen, für andere, 
welche eine umfangreichere Bildung sich erwerben müssen, die Gymnasien 
oder Lateinschulen ins Leben gerufen. Wer sich der Menschheit einst 
als Geistlicher oder Arzt, Richter oder Rechtsgelehrter, Sprach- oder Natur— 
forscher nützlich machen will, hat auch noch einige Jahre die Hochschule oder 
Universität zu besuchen. Andere Hochschulen sorgen für die gründliche 
wissenschaftliche Ausbildung der Förster, Bergleute, Tierärzte, Landwirte, 
Baumeister usw. Und so wird in jeder Beziehung vom Staate dafür Sorge 
getragen, daß das heranwachsende Geschlecht einst imstande ist, seine Auf— 
gaben in der besten Weise zu lösen. — Um die Segnungen der Religion 
allen Menschen zuzuführen, haben sich die Bekenner eines und desselben 
Glaubens zu Gemeinden verbunden, an deren Spitze der Geistliche steht. 
Sämtliche gleichartigen Gemeinden zusammengenommen bilden eine Kirche. 
So gibt es eine evangelisch-lutherische, reformierte, katholische usw. Kirche. 
Diese regeln zwar in der Hauptsache ihre eigenen Angelegenheiten selbst, 
der Staat führt aber die Aufsicht, daß dies in gerechter Weise erfolgt, wie er 
auch die Ausbildung der Geistlichen beaufsichtigt, deren Anstellung regelt usw. 
Alle die Angelegenheiten, welche sich auf die Schule und Kirche beziehen, 
werden von einem Minister geleitet, den man gewöhnlich kurz den Unterrichts— 
oder Kultusminister nennt. 
Die Arbeit, die das tägliche Brot gibt, muß natürlich der Mensch selbst 
besorgen. Aber der Staat fördert ihn in jeder Beziehung bei seinem ehrlichen 
Schaffen. So sorgt der Minister für Handel und Gewerbe, daß auf diesen 
Gebieten Bestimmungen vorhanden sind, die jedem ermöglichen, seine 
Kraft in geeigneter Weise zu verwerten, ohne durch andere gehindert zu 
sein, daß die Schiffahrt und die Häfen in bester Ordnung verbleiben, daß gutes, 
richtiges Geld vorhanden ist usw. 
Der Minister für öffentliche Arbeiten hält die Bergwerke in Ordnung, 
so daß wir in ausreichender Menge mit den Schätzen der Erde versehen 
werden. Er sorgt dafür, daß alle Bauten im Staate in einer der Gesamtheit, 
dem Leben und dem Berufe der Menschen nützlichen Weise aufgeführt werden, 
wie er auch das wichtigste Verkehrsmittel unserer Zeit, die Eisenbahnen, beauf— 
sichtigt und derartig leitet, daß sie uns die größten Vorteile bringen. 
Der Landwirtschaftsminister endlich bemüht sich unausgesetzt, die Be— 
strebungen für die Verbesserung der verschiedenartigen Bebauung von 
Grund und Boden zu fördern. 
Wo nun aber so viele Menschen beieinander wohnen, da ist es wohl 
nötig, daß das Leben in der Gemeinschaft durch feste Gesetze geregelt wird. 
Die Menschen haben sich in Gemeinden zusammengeschlossen, zu Dörfern
	        
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