Die Küsten ebenen und Inseln.
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Guadalquivir; bis hierher können noch Seeschiffe gelangen; deshalb
entwickelte sich Sevilla zum Ausfuhrhafen und Haupthandelsplatz der
Landschaft.
Wie kommts, daß das Hochland von Granada viel dichter
besiedelt ist als die Pyrenäen? Das Hochland von Granada besteht
nicht aus parallelen Gebirgsreiheu, sondern aus mehreren Hochflächen, die
rings von Bergen umschlossen sind. Diese Hochflächen sind sehr geschützt
und können angebaut werden. Daher sind die Abhänge und Hochflächen
mit Wäldern von Oliven, Granaten, Pfirsichen und Feigen bedeckt, und
traubenschwere Reben umranken die Gebäude.
Welchen Wert habeu die zahlreichen Gewächse für die Be-
wohuer? Aus den Trauben keltert man die feurigen Südweine; aus der
Olive bereitet man Öl und Seifen, aus der Rinde der Korkeiche gewinnt
man den Kork. Alle diese Gegenstände bilden wichtige Ausfuhrartikel, und
auch die Südfrüchte werden in großen Mengen versandt.
Zusammenfassung: Das andalusifche Tiefland. (Lage und Ausdehnung.
Landesnatur und Bodenkultur. — Schütze und Siedelungen.)
Ob die Pyrenäenhalbinsel noch mehr solcher Fruchtgärten
besitzt?
Die Küstenebenen und Inseln. Im Osten wird das Iberische
Tafelland stellenweis von einem Küstensaume begleitet, der von wechselnder
Breite ist und sich an zwei Stellen zu größeren Ebenen ausweitet. Diese
beiden Küstenebenen sind die Tiefländer von Valencia und Murcia.
Das Tiefland von Valencia breitet sich im Hintergrunde des Golfs
von Valencia aus zu beiden Seiten des Unterlaufs des Guadalaviar. Das
Tiefland von Murcia dagegen liegt zu beiden Seiten des unteren Segura.
Beide Ebenen sind mit dem sich westwärts anschließenden Hügelland durch
künstliche Bewässerung in fruchtbare Gefilde umgewandelt worden. Die
Ebene von Valencia wird darum auch der „Garten Spaniens" genannt.
Da werden alle Arten von Acker- und Gartenfrüchten angebaut. Da treffen
wir neben Weizen- und Maisfeldern sogar ausgedehnte Reisfelder an; da
finden sich nicht nur Orangen-, Oliven- uud Maulbeerhaine, sondern auch
Dattelpalme und der Johannisbrotbaum bilden ausgedehnte Haine. An
den sonnigen Hängen der Hügel reift in der Glut der Sonne der feurige
Wein. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist sehr groß. Durchschnittlich kann
man zweimal ernten; bei Gemüse erzielt man sogar drei Ernten. Darum
sagt der Spanier auch stolz: „Valencia ist Gottes Land; denn heute wächst
da Reis, wo gestern Weizen stand." Hier in den Tiefländern von Murcia
und Valencia gibts für den Bauer keine Winterrnhe; denn Wasser, Wärme
und Dünger gestatten ein Säen und Ernten fast ohne Unterbrechung. In-
folgedessen sind diese Küstenebenen auch dicht besiedelt; inmitten der lachenden
Gefilde liegen zahlreiche Ortschaften. Auch die benachbarten Inseln, die
Pityusen und Balearen, sind trefflich angebaut. Hier gedeihen nicht
nur allerlei Südfrüchte, sondern auch Zuckerrohr, Kaffee uud Baumwolle
wird mit Erfolg angebaut. Der Küstensaum, der iin Süden der Sierra
Nevada vorgelagert ist, ist nur schmal, aber infolge der Wärme und des
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