194 13. Europa.
Kartoffeln, Flachs, Hanf und Futtergewächse aller Art angebaut. Ju vielen
Ländern wird auch der Zuckerrübenbau in großem Umfange betrieben, be-
sonders in Deutschland, Österreich-Ungarn, Rußland, Frankreich und Belgien,
aber auch iu Schweden, Dänemark und in den Niederlanden.
Der Obstbau steht überall in hoher Blüte. In Norwegen gedeihen
die Obstbäume noch unter einer Breite von 63°. Je weiter wir ostwärts
gehen, desto weiter weicht der Obstbau nach Süden zurück. Im östlicheu
Rußland gedeiht das Obst nur noch bis zur Breite von 56° n. Br. Äpfel,
Birnen uud Kirschen sind ziemlich gleichmäßig über die einzelnen Länder
verteilt; die Pflaume hat ihr Hauptgebiet im Süden, also in Südfrankreich,
Kroatien, Bosnien, Slavonien, Serbien, Bulgarien. Der Weinbau erstreckt
sich am weitesten nach Norden vor in Deutschland; hier wird noch uuter
dem 52.° n. Br. (Bomst) die Rebe angepflanzt. Am ausgedehntesten ist
der Weinbau in den südlichen Ländern Europas: in Südfrankreich und auf
den drei südlichen Halbinseln. Unter den Staaten Mitteleuropas liefern
besonders Ungarn, Österreich und Süd- und Westdeutschland gute Weine.
Die Mittelmeerländer zeichnen sich besonders durch die immergrünen
Pflanzen aus und erzeugen die Südfrüchte.
Außer als Ackerland dient ein Teil des Bodens auch als Weideland.
Infolgedessen steht auch die Viehzucht in hoher Blüte. Der Viehzucht ist
auch das Steppenland dienstbar gemacht worden, das wir im Osten und
Südosten Europas antreffen. Die Zucht der Haustiere steht überall obenan;
bedeutende Viehzuchtgebiete Europas sind die Alpenländer, besonders die
Schweiz, die Steppenlandschaften Ungarns und Südrußlands, die Marschland-
schasten Hollands und Deutschlands, die Tiefländer Dänemarks und Schwedens.
sachliche Vertiefung: Wie kommts. daß ein so großer Teil der Boden-
fläche der Bodenkultur gewonnen worden ist? Warum reicht die Grenze des
Ackerbaus im Westen höher hinauf als im Osten? Warum baut man Hafer
und Gerste noch soweit im Norden? Weshalb reicht der Weizenbau weiter
nach Süden, der Roggenbau weiter nach Norden? Wie kommts, daß der
Osten Europas wichtigste Kornkammern besitzt? Warum können diese Staaten
noch so viel Getreide abgeben? Wie kommts, daß die nördliche Grenze des
Obstbaus nach Osten zu immer weiter nach Süden zurückweicht? Warum
sind die südlichen Länder Europas Weinkeller? Wie kommts, daß die Alpen-
länder so bedeutende Viehzuchtgebiete sind?
2. Die Bodenschätze und die Industrie. Wie der Boden Europas
zum großen Teil von außerordentlicher Fruchtbarkeit ist, so birgt er in
seinem Innern auch reiche Mineralschätze. Besonders reich sind die Gebirge
Europas an Kohlen und Eisen. Diese wichtigen Bodenschätze werden be-
sonders in Großbritannien, Deutschland, Belgien, Frankreich und Skandi-
navien gewonnen. An Kupfer, Quecksilber und Blei sind besonders Rußland,
Spanien und Österreich reich. Rußland besitzt außerdem im Ural noch nn-
erschöpsliche Lager an Gold, Silber und Platina. Auch in anderen
Staaten werden Gold-, Silber- und Kupfererze iu bedeutender Menge
gewonnen, namentlich in Deutschland. Wie groß der Reichtum an Mineral-
schätzen ist, geht daraus hervor, daß in Europa im Jahre 1897 ungefähr
450 Mill. Tonnen Kohlen, 24 Mill. Tonnen Roheisen, 64 Mill. Tonnen