76 7. Österreich-Ungarn.
5. Der Städtekranz am Ostsaume der Alpen. Wie am Nordfuße
der Alpen, so liegt auch am Südsanme derselben eine Reihe blühender Städte.
Den Reigen in dem blühenden Städtekranze eröffnet im Südosten die Stadt
Laibach, die Landeshauptstadt von Krain. Sie liegt in der Mitte des oberen
Savebeckens, das im Norden durch die Kette der Karawanken, im Süden
dagegen durch die Ausläufer der Julischen Alpen umsäumt wird. Laibach
zählt ungefähr 40 000 Einwohner und ist eine blühende Fabrik- und
Handelsstadt. Nordwestlich von Laibach liegt Klagenfurt, die Hauptstadt
des Kärntnerlandes. Wie Laibach, so liegt auch Klageufurt inmitten eines
weiten Beckens, das von der Drau und ihrem Nebenfluß Glan durchströmt
wird. Eingeschlossen wird das weite Klagenfnrter Becken, das sich durch
große Fruchtbarkeit auszeichnet, durch die Karawanken und die Steirischen
Alpen. Die Ebene ist reich an Seen, deren größter der Klagenfurter See
ist. der als Seebad dient und dessen Umgebung deshalb mit Schlössern,
Landhäusern und freundlichen Orten geschmückt ist. Klagenfurt ist ebenfalls
eine lebhafte Fabrikstadt, die besonders Bleiweiß und Maschinen herstellt.
Da. wo die Drau die Südostrichtung einschlägt, liegt in wein- und obst-
reicher Gegeud die Stadt Marburg, deren Bevölkerung wie in Laibach
eine gemischte ist und teils aus Deurschen. teils aus Sloveuen besteht. Nörd-
lieh von Marburg liegt Graz. Zu beiden Seiten der Mnr gelegen,
breitet es sich malerisch am Fuße des Schloßberges aus, der aus der Mitte
des Häusermeeres emporsteigt und mit prächtigen Anlagen geschmückt ist.
Graz gehört iu die Reihe der Großstädte und kommt an Größe ungefähr
Halle gleich. Zahlreiche dampfende Schlote künden an, daß Graz eine
blühende Fabrikstadt ist, und zwar ist es ein Hauptsitz der steirischen Eisen-
indnstrie. Die Umgebung von Graz ist reich an gesegneten Fluren, und die
anmutigen Hügel sind mit Weingärten bedeckt. Den Schluß und zugleich
die Perle in dem blühenden Städtekranze am Ostsaume der Alpen bildet
die Kaiserstadt Wien, von der der Österreicher singt: „Es gibt nur a
Kaiserstadt, s gibt nur a Wien." Wien, die Hanpt- und Residenzstadt der
österreichisch-ungarischen Monarchie, liegt zwischen der Donau und den reben-
bekränzten Abhängen des Wiener Waldes, am westlichen Ende eines weiten
Beckens und wird von der Wien und einem Arme der Donau durchflössen.
Wien ist eine der schönsten Städte der Welt; denn in der unmittelbaren
Umgebung der Stadt bieten Ebene uud Hügelland, Berg und Tal, Wald
und Wiese, Gärten und Äcker einen reizenden Wechsel im Landschaftsbilde.
Ter mächtige Strom verzweigt sich mehrfach und bildet mit seinen ver-
schiedenen Armen mehrere Inseln, die mit schattigem Gehölz, schönen An-
lagen und prächtigen Gebäuden geschmückt sind. Auf einer dieser Donau-
inseln liegt der Prater, ein großer Wildpark mit herrlichen Baumgruppen,
Wald- und Wiesenpartien, mit prächtigen Alleen uud zahlreichen Stätten
für Belustigungen aller Art. Der Prater ist der Vergnügungspark der
Wiener. Hier strömen täglich Taufende zusammen, um sich in den Kaffee-
und Bierhäusern, Kegelbahnen und Karussells zu beluftigen. Das Innere
der Stadt zeichnet sich durch Glanz und Pracht seiner Straßen, Plätze und
Bauten aus. Unter den vielen Kirchen Wiens ragt vor allem der Stephans¬
dom hervor, dessen 138 in hoher Turm das Häusermeer überragt und mit