Full text: Die Geschichte der Deutschen

116 Erster Abschn. Von Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg. 
Ansehen wenig oder gar nicht, und bekämpften sich hart unter einander. 
Besonders suchte Mailand seine Uebermacht geltend zu machen. Darum 
zog Friedrich 1154 mit einem mächtigen Heere über die Alpen, hielt 
auf den ronkalischen Feldern an dem Pofluß einen Reichstag und hörte 
die Klagen der übrigen Städte gegen Mailand. Die Mailänder aber 
verschmäheten, sich Lei ihm darauf zu verantworten, und da er einsah', 
daß seine Macht gegen sie zu gering sei, verschob er die ihnen zugedachte 
Strafe. In Pa via empfing er die eiserne Krone als König von Italien, 
die also genannt wird, weil sich in ihr ein eiserner Reif befindet, der 
aus einem Nagel, womit Christus an's Kreuz geheftet wurde, geschmiedet 
worden sein soll. Dann zog er eilig vor Rom. Der Papst Hadrian IV., 
ivelcher mit den Römern in Unfrieden lebte, wußte nicht, auf welche 
Seite sich der König schlagen würde, und flüchtete nach Castellana, 
kam aber bald, da ihm Heinrich Sicherheit zugeschworen, in das Lager 
der Deutschen. Doch jetzt versäumte der König, ihm den Steigbügel zu 
halten, darum machte sich der Papst wieder voll Schrecken mit den Kar- 
dinälen von dannen. Es wurde von neuem unterhandelt, und der stolze 
Friedrich bequemte sich, dem Papste im Angesicht des Heeres herzhaft 
den Steigbügel zu halten. Jetzt wollten ihn die Römer nicht in die 
Stadt lassen, bevor er ihre alten und neuen Rechte und Freiheiten be¬ 
stätigt und außerdem 5,000 Pfund Silber bezahlt habe. Darüber gerieth 
Friedrich in Zorn nnd .-antwortete ihnen kurz, „er sei nicht gekommen, 
Gesetze zu nehmen, sondern zu geben." Er zog in die Stadt, und 
wurde den 18. Juni 1155 von Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt. Die 
Römer verursachten zwar solch' einen gewaltigen Auflauf, daß der Kaiser¬ 
in Lebensgefahr gerieth, aus welcher ihn der tapfere Heinrich der Löwe 
ritterlich rettete, wurden dafür aber auch so derb geschlagen, daß ihrer 
ivohl tausend todt liegen blieben. 
Rach Deutschland zurück gekommen, gab der Kaiser Heinrich dem 
Löwen, theils um ihm die auf dem Römerzuge bewiesene Treue zu lohnen, 
theils um sich seiner für die Zukunft zu sichern, das Herzogthum Baiern, 
welches sein Vater besessen hatte, wieder zurück und entschädigte den 
Heinrich Ja so mir Gott dadurch, daß er ihm Oestreich mit unerhörten 
Privilegien zum Herzogthum erhob. Ueberhaupt gab es in Deutschland 
Vieles zu ordnen. Viele Adelige lebten blos vom Stegreif, d. h. vom 
Raub. Aus ihren hohen Burgen lauerten sie wie Stoßvögel auf die 
Wanderer, die des Weges kamen, besonders auf reiche Kaufleute, welche 
mit Waaren vorbei zogen, und überfielen sie. Andere hielten sie in ihren
	        
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