8. Das sächsische Industriegebiet.
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schätze haben Sachsen zu einem der Hauptindustrieländer der Erde gemacht.
Der Wichtigste aller sächsischen Industriezweige ist die Textilindustrie, na¬
mentlich die Weberei, Strickerei, Wirkerei und Spitzenfabrikation. Haupt-
punkte für die Tuchfabrikation sind Kamenz, Bischofswerda, Werdau, für
wollene und halbwollene Kleiderstoffe Chemnitz, Glauchau, Meerane,
Krimmitschau, Reichenbach, Zittau; Limbach für wollene und seidene
Strumpfwaren. Die Fabriken baumwollener Musseline und die Wäsche-
stickereien haben ihren Sitz im Vogtlande, die Strumpfwirkerei in und
um Chemnitz, die Bandfabrikation in Pulsnitz. Die Leinenindustrie wird
als Hausindustrie im Lausitzer Gebirge betrieben. Der Hauptsitz der Teartil-
industrie ist Chemnitz, das sächsische Manchester. Auch die Maschinen-
industrie ist hier von großer Wichtigkeit (Lokomotiven und Spinn -
Maschinen). Im Erzgebirge haben sich aus der Hausindustrie drei be-
sondere Industriezweige entwickelt, die Spielwarenindustrie (Seiffen,
Grünhainichen), die aus Brabant vor 3% Jahrhunderten eingeführte
Spitzenklöppelei (Annaberg und Schneeberg), die aber leider durch die
Konkurrenz Frankreichs und Belgiens zurückgegangen ist, und die Posa-
mentenfabrikation (Annaberg), die nur noch von Berlin übertroffen
wird. Markneukirchen und Klingenthal haben eine bedeutende Musik-
instrumentenindustrie; etwa 50% der Bewohner bauen Geigen und
Flöten. Glashütte und Karlsfeld sind durch ihre Uhren bekannt. Im
sächsischen Flachlande liegt Leipzig, das nächst Berlin der bedeutendste
Binnenhandelsplatz ist. Seine günstige Lage in Deutschland hat es seit
Jahrhunderten zu einem wichtigen Meßplatz und heute zu einem hervor-
ragenden Eisenbahnknotenpunkt gemacht. Leipzig ist die Zentrale für
Deutschlands Buchhandel und nächst London für den Pelzhandel in
Europa der wichtigste Platz. Es werden jährlich für 30 Mill. Mark Felle
und für 10—12 Mill. Mark Tuchwaren umgesetzt. Die Umgebung ist wie
die von Dresden und Zittau sehr fruchtbar. In den Fruchtauen Leipzigs
baut man Gemüse, Zwiebeln, Gurken, Sellerie und Zuckerrüben; in
der Umgebung des „Elbflorenz" gedeihen Obst und Wein. Dresden hat
neben dem Ruf als Kunststadt auch Weltruf durch seine Industrie. 67%
der Bewohner leben von derselben. Zu den wichtigsten Zweigen zählen
die Eold- und Silberwaren-, Möbel-, Pianoforte-, Maschinen- und
Papierfabrikation, ferner die Herstellung künstlicher Blumen und Federn.
c) Ein Industrieland von solcher Bedeutung hat daher einen sehr
beträchtlichen Handel, indem Kolonialwaren, Getreide und Rohstoffe
eingeführt und die mannigfaltigsten Produkte ausgeführt werden. Des-
halb hat Sachsen ein so engmaschiges Eisenbahnnetz wie keine zweite
Landschaft unseres größeren Vaterlandes. Die wichtigsten Linien sind
Leipzig—Berlin, Leipzig—Magdeburg—Hamburg, Leipzig—Halle—
Kassel, Leipzig—Hof—Nürnberg—München, Leipzig—Riesa—Dresden,
Leipzig—Eger—Regensburg—München, Dresden—Berlin, Dresden—
Bodenbach—Wien, Dresden—Görlitz—Breslau, Dresden—Chemnitz—
Reichenbach. Als Wasserstraße kommt nur die Elbe in Betracht, auf der
jährlich gegen 40 000 Fahrzeuge Kohlen, Holz, Bausteine und böhmisches
Obst nordwärts befördern. Zwischen Meißen und Dresden, Aussig,