Full text: Vaterländische Handels- und Verkehrsgeographie

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Zweiter Teil. Gesamt-Rückblik. 
von ihnen jährlich verschwinden. Kaum 25°/0 des deutschen Bodens- 
hat noch Waldbestand. Mufs sich einem da nicht der Gedanke auf¬ 
drängen, dafs der Ackerbau dem Walde gegenüber schon viel zu weit 
vorgedrungen ist, und dafs ähnlich wie in Spanien und auf Sicilien 
der Mangel an Wald für Klima und Bodenfruchtbarkeit verhängnis¬ 
volle Folgen nach sich ziehen wird? Grofs ist der Einflufs der 
Wälder auf die Wolkenbildung; denn der lockere Waldboden wirkt 
wie ein Schwamm, der eine ungeheure Menge von Feuchtigkeit fest¬ 
zuhalten vermag und durch Ausdünstung an die Luft vieles wieder 
abgiebt, was ihm die Niederschläge brachten. Durch diese Wechsel¬ 
beziehung regelt er nicht allein sein eigenes Gedeihen, sondern auch 
das seiner näheren und ferneren Umgebung. Wie manche Strecken 
unsrer deutschen Mittelgebirge, die, urbar gemacht, nur einen ganz 
kärglichen Ertrag an Hafer und Kartoffeln bieten und wegen einer 
zu dichten Bevölkerung eine Armut aufweisen, wie sie selbst in 
manchen Heidegegenden nicht anzutreffen ist, trügen besser noch 
ihren grünen Blattschmuck! Erfreulicherweise ist man seit den letzten 
Jahrzehnten zur Einsicht gelangt und heute überall eifrig bemüht,, 
unsern jetzigen Waldbestand zu schonen und zu mehren. 
Von der gesamten Forstfläche des deutschen Reiches fallen 
65% auf Nadel- und 35% au^ Laubholz. Unter dem Nadel¬ 
holz überwiegt die Kiefer, die besonders in sandigen Gegenden ge¬ 
deiht. (nenne . solche!) Fichten und Tannen krönen die Gipfel 
der Gebirge (Beispiele!), während die Buche die thonigen Gegenden 
Norddeutschlands oder die unteren Abhänge der Erhebungen schmückt.. 
Die Eichen, die in seltener Schönheit ,,fest und unerschütterlich" 
als Sinnbild deutscher Kraft emporwachsen, zieren besonders die 
kiesigen Gaue des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges, des Spessarts 
und des Odenwaldes. Bedeutend sind endlich die Bestände an ge¬ 
mischten Laubhölzern. 
Ungefähr 82 Millionen cbm Holz werden alljährlich in Deutsch¬ 
land verbraucht und zwar zu gleichen Teilen als Nutz- und Brenn¬ 
holz. Namentlich hat sich der Bedarf an jenem durch die aufge¬ 
blühten Industrieverhältnisse derart gesteigert, dafs im Jahre 1899 an 
rohem und gesägtem Bau- und Nutzholz für 273 Millionen M 
eingeführt werden mufste. Diesen Bedarf decken wir zum gröfsten 
Teil durch Einkauf in Rufsland (100 Millionen M), Österreich- 
Ungarn (100 Millionen M), in Schweden (41 Millionen M) und 
in den Vereinigten Staaten von Amerika (21 Millionen M). Genannte 
Länder weisen alle einen ungeheuren Holzbestand auf. An erster 
Stelle steht das zu Rufsland gehörige Grofsfürstentum Finnland mit 
57°/0 seiner Bodenfläche, es folgen Schweden mit 45%, Rulsland 
mit 40% und Österreich-Ungarn mit 32°/0. 
a) Der gröfste Teil der deutschen Bodenfläche (68°/0) wird von der 
Landwirtschaft benutzt, die überall mit Umsicht und grofsem Ver¬ 
ständnis betrieben wird, obwohl der Boden wegen seiner mannig¬
	        
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