Full text: Deutschland einschließlich seiner Kolonien (Teil 1)

116 Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich. 
zuläßt, ist der Gebrauch von Zug- und Lasttieren in hohem Maße be¬ 
schränkt. 
Trotz all dieser Hindernisse hat sich indessen in den Berglandschaften 
des Nordens von Deutsch-Ostafrika die Plantagenwirtschaft gut bewährt. 
Sowohl an den Hängen des Usambaragebirges als auf den Hochflächen 
des Kilimandscharogebietes gedeihen Kaffee, Vanille, Tabak (bis jetzt für 
die deutsche Zigarrenfabrikation wegen seines mangelhaften Brandes zu 
Deckblättern nicht geeignet), Reis, Zimt, Koriander, Sisalhanf, Olpalmen 
und besonders auch Baumwolle. Der Anbau der letzteren ist vor allem 
wünschenswert, damit die vaterländische Textilindustrie von dem Abhängig¬ 
keitsverhältnisse zu Nordamerika mehr erlöst werde, dem wir alljährlich rund 
% Milliarde Mark für Rohbaumwolle zahlen. In den letzten Jahren 
hat auch die Kultur des Gummibaumes ganz erhebliche Fortschritte ge¬ 
macht. 
Im ganzen wurden bei der letzten Erhebung über 600 000 Kokos¬ 
bäume, 60 000 Kakao-, 3y2 Millionen Kaffeebäume und nicht weniger 
als 20 Millionen Gummibäume gezählt. Für den Baumwollenbau waren 
8000 und für die Gewinnung von Sisalhanf 17 000 ha Landes in Be¬ 
nutzung genommen. Einzelne Gegenden des inneren Hochlandes, wie 
Ruanda, Urundi und Unjamwesi weisen eine ertragreiche Rinderzucht 
auf und auch weite Gebiete im Norden des Njassasees sind für die Vieh¬ 
zucht vorzüglich geeignet. 
Sowohl die Bodenkultur als auch der Abbau von nutzbaren Mine¬ 
ralien (Kohle am Njassa, Gold am Südgestade des Viktoriasees im Norden 
und Alluvialgold im Süden) und die gesamte Handelsbewegung wurden 
durch die Fortführung der Bahnstrecke von Tanga über Korogwe bis zu 
den Ländern von Usambara, durch Weiterführung der Mrogorobahn bis 
Tabora sowie durch rationelle Dampferverbindungen auf den großen 
Seen ganz ausgiebig gefördert. Die Usambarabahn allein hatte bei 174 km 
Länge im Jahre 1909 eine Leistung von über 9 Millionen Personen- 
und 2 Millionen Tonnenkilometer aufzuweisen. Im ganzen hat Deutsch- 
Ostafrika 717 hm Eisenbahnen; weitere 502 hm sind im Bau. Der Post- 
verkehr des Landes ist in rascher Entwicklung begriffen. Die 40 Post¬ 
anstalten befördern schon jetzt jährlich 3y2 Millionen Briefsendungen 
und 40 000 Packstücke; 30 Telegraphenanstalten versenden rund 220 000 
Telegramme. Auch der Schiffsverkehr an der ozeanischen Küste dieses 
Schutzgebietes ist ein sehr reger. Es landeten dort im Jahre 1909: 539 
Dampfer mit einem Raumgehalt von 1 620 000 Tonnen und 425 Segler 
mit 132 000 Tonnen. Der Verkehr mit der Heimat wird vornehmlich 
durch die deutsche Ostafrikalinie vermittelt. Sie entsendet alle 10 Tage 
von Hamburg aus einen Passagier- und Postdampfer, von denen ab¬ 
wechselnd einer den Weg durch den Suezkanal, der andere durch den At¬ 
lantischen Ozean nimmt. Daressaläm wird auf dem östlichen Wege
	        
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