— 85 
42. Der Gesichtskreis. 
Mnf dem Schulhof und bei allen Ausflügen fahen wir uns nach 
allen Seiten um; stets war unser Staudpunkt und auch das, 
was wir sahen, verschieden. Bald konnten wir weit, bald weniger 
weit sehen. Immer schien es, als wenn da, wo unser Blick begrenzt 
war, der Himmel auf der Erde stände. Stets aber erkannten wir, daß 
es nur so aussah. 
In der Stadt konnten wir nicht weit sehen, die Häuser standen 
uns immer im Wege. Aber oben auf dem Sparenberge schauten wir 
frei nach allen Seiten umher. Es sah so aus, als wenn der Himmel 
auf der Erde stände wie eine große Glasglocke auf dem Käseteller. Die 
Liuie, auf der der Himmel auf der Erde zu stehen schien, war fast rund 
wie ein Kreis. Weil dieser Kreis nnsern Blick oder unser Gesicht be- 
grenzt, nennen wir ihn Gesichtskreis. Als wir auf den Berg kletterten, 
haben wir mehrere Male Halt gemacht und den Gesichtskreis betrachtet. 
Unten am Fuß sahen wir nicht weit; als wir auf der halben Höhe 
waren, sahen wir viel weiter. Je höher wir stiegen, desto weiter 
konnten wir sehen. Hoch oben auf dem Turme hatten wir den weitesten 
Gesichtskreis. Da fahen wir zu unfern Füßen die Heimatstadt liegen, 
im Nordosten Herford mit seinen Türmen und weiter die Berge des 
Wesergebirges und die Porta Westfalika, im Südosten grüßte uns das 
Hermannsdenkmal auf der Groteuburg, nach Süden fchweifte der Blick 
über die Anstalt Bethel zu den Brackweder Höhen und im Nordwesten 
über den Johannisberg und den Kahlen Berg zur Hünenburg. 
Schreib nieder, was du von eurem Bodenfenster ans siehst! 
Der Gesichtskreis auf dem Dreikaiserturme! 
H 
43. Vom Wetter. 
die Menschen am Morgen erwachen, dann sehen sie erst nach 
wDM dem Wetter. Ist der Himmel heiter, dann freuen fie sich und 
singen schon am frühen Morgen. Die Blumen öffnen ihre Blüten, und 
die Vöglein jubilieren im Walde. Ist es aber schlechtes Wetter, dann 
ziehen die Menschen leicht die Stirn in Falten. Sie singen nicht und 
sind oft mürrisch; die Blumen schließen ihre Blüten, und die Vögel ver- 
kriechen sich in ihre Nester. Scheint nach langen Regentagen die liebe 
Sonne wieder, dann werden Menschen und Tiere wieder fröhlich und 
freuen sich des herrlichen Sonnenscheins.