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lasten nehmen die Schriftzeichen heraus und setzen ein Zeichen neben 
das andre in den Winkelhaken, deu sie iu der liuken Hand halten. 
Man nennt sie Schriftsetzer. 
Sehen wir einmal ihrer Arbeit zu! Die Anzeige, die der Kauf¬ 
mann vorhin brachte, soll jetzt gesetzt werden. Darüber steht: „Großer 
Ausoerkauf!" Unser Setzer geht an einen Kasten, in dem ganz große 
Lettern liegen; denn der Kaufmann wünscht, daß diese Worte sehr 
groß gedruckt werden, damit sie jeder Leser sofort sieht. Nuu nimmt 
er einzelne Lettern aus dem Schriftkasten und setzt sie iu den Winkel- 
haken; bald greift er hierhin, bald dorthin. Er braucht nicht genau 
zuzusehen; denn er weiß, wo die einzelnen Buchstaben liegen und fühlt 
es auch mit der Hand, ob es die richtigen sind. Sechsmal hat der Setzer- 
große Lettern nebeneinandergesetzt, und das Wort „Großer" ist fertig. 
Jetzt nimmt er einen dicken Bleistab und legt ihn dahinter. Nun setzt 
er die einzelnen Buchstaben des Wortes „Ausverkauf" und legt wieder 
einen Bleistab, den „Ausschluß", dahinter. Die Überschrift ist fertig. 
Sie wird vorläufig mit einem umgelegten Bindfaden nmbnnden. Nuu 
wird das übrige gesetzt, manches in kleineren, andres in größeren 
Lettern. Ist eine Zeile in den Winkelhaken gesetzt, dann legt der 
Setzer ein dünnes Messingblech von der Länge der Zeile auf sie 
er nennt es die Setzlinie — und beginnt mit der zweiten Zeile. Damit 
die Zeilen nicht zu dicht aufeinander stehen, legt er zwischen je zwei 
Zeilen eiu langes Ausschlußstück. Ist die zweite Zeile auch fertig, 
dann wird die Setzliuie herausgezogen, auf sie gelegt, und es beginnt 
die neue Zeile. Die Setzlinie verhindert das Umfallen der gesetzten 
Zeilen. Wenn der Winkelhaken gefüllt ist, hebt der Setzer den Satz 
vorsichtig heraus und stellt ihn auf eiu rechteckiges Brett von ungefähr 
20 ein Breite und 30 cm Länge, das auf drei Seiten von Leisten ein¬ 
gefaßt ist. Dies Brett nennt er das „Schiff". Den Satz, der die Größe 
einer Zeilenreihe einnehmen mag, bindet er mit einem Bindfaden 
fest, damit er nicht umfällt. Die auf dem Schiff zusammengestellte 
Seite wird aus ein größeres Brett,, das Setzbrett, gestellt. Ist das 
Setzbrett gefüllt, dann werden die Schnüre gelöst und eiserne Rahmen 
darum gelegt. 
Nun werden die Setzbretter in die Druckerei gebracht. Hier trägt 
der Drucker mit einer Walze Druckerschwärze auf den Satz, wenn in einer 
kleinen Druckmaschine, der Handpresse, gedruckt werden soll. Die Drucker- 
schwärze ist eiue Mischung oon Leinölfirnis und bestem Ruß. Die 
Zeitung wird in eiuer großen Druckmaschine gedruckt. Bei der Zeitung
	        
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