Full text: Gedichtsammlung für Lehrerseminare (Teil 4, [Schülerband])

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Annette von Droste-Hülshofs. 
4. Still wandelnd durch des Parkes Linden, 
In deren Schutz das Veilchen blüht, 
Der Alte mutz es freundlich finden, 
Datz man so gern ihn Freitags sieht; 
Er weitz, dem Junker sind noch frisch 
Die lieben, längst entschwundnen Zeiten 
Und seines Lehrers schwache Seiten: 
Ein Gläschen Wein, ein guter Fisch. 
5. Schon tritt er in des Tores Halle; 
Da, wie aus reifem Erbsenbeet 
Der Spatzen Schar, so hinterm Walle 
Hervor es flattert, lacht und kräht: 
Der kleinen Junker wilde Schar, 
Die still gelauscht im Mauerbogen 
Und nun den Pfarrer so betrogen, 
So überrumpelt ganz und gar. 
6. Das stürmt auf ihn von allen Seiten, 
Das klammert überall sich an; 
Fürwahr mühselig mutz er schreiten, 
Der müde und geduld'ge Mann. 
Jedoch er hat sie allzugern, 
Die ihn so unbarmherzig plagen, 
Und fast zu viel lätzt er sie wagen, 
Die junge Brut des jungen Herrn. 
7. Wie dann des Hauses Wirt sich freute, 
Der Mann mit früh ergrautem Haar, 
Nicht wich von seines Lehrers Seite 
Und rückwärts ging um dreißig Jahr; 
Wie er in alter Zeiten Bann 
Nur flüsternd sprach nach Schüler Weise: 
Man sieht es an und lächelt leise, 
Doch mit Vergnügen sieht man's an. 
& Und später beim Spazierengehen 
Die beiden hemmen oft den Schritt, 
Nach jeder Blume mutz man sehen, 
Und manche Pflanze wandert mit. 
Der eine ist des Amtes bar, 
Nichts hat der andre zu regieren; 
Sie gehn aufs neu' botanisieren, 
Der Theolog und sein Scholar.
	        
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