Object: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Bd. 2)

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Die hohenftaufischen Kaiser. 
Lebensjahre ein Mann von jugendlicher Kraft und Leidenschaftlichkeit, 
tat Friedrich II. in den Bann und verbot dem Gebannten den Kreuzzug. 
Gleichwohl fuhr der Kaiser im nächsten Jahre nach Palästina (5. Kreuzzug 
1228 .1228—29) *) und brachte es durch geschickte Unterhandlungen dahin, daß 
ihm Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und fast der ganze Küstenstrich von 
Sidon bis Joppe abgetreten wurde. Die päpstlichen Truppen (Schlüssel- 
soldaten), die inzwischen in Unteritalien eingedrungen waren, schlug Fried- 
rich II. nach der Rückkehr aus seinen Ländern zurück. Im Frieden von San 
1230/Gemäno söhnte er sich mit dem Papst aus und ward vom Banne befreit. 
nächsten Jahre widmete Friedrich II. seinem italienischen Erb- 70 
lande. Dem Deutschen Reiche kam die wunderbare Staatskunst, die er dort 
bewies, wenig zu statten. Den deutschen Fürsten, die den Frieden mit dem 
Papst vermittelt hatten, machte er zum Dank dafür große Zugeständnisse 
(Statutum in favorem principum 1231): die Fürsten wurden zu Landes- 
Herren (domini terrae) erklärt, d. h. in ihren Gebieten war nicht mehr 
der König Herr, sondern die Fürsten. Erst als die Verwirrung in Deutsch- 
land allzu bedrohlich wurde, begab sich Friedrich II. nach 15jähriger Ab¬ 
wesenheit endlich wieder, aber nur auf kurze Zeit, nach Deutschland. Der 
Reichsverweser Engelbert hatte durch Mord geendet, ebenso sein Nachfolger, 
Ludwig der Kelheimer (1231) und der verhaßte Ketzerrichter Konrad von 
Marburg. Des Kaisers eigener Sohn, Heinrich, stand an der Spitze einer 
Empörung. Heinrich wurde verhaftet; für ihn wurde später sein jüngerer 
Bruder Konrad zum König gewählt. Friedrich ordnete die deutschen Ver- 
1235 Hältnisse auf dem Reichstag zu Mainz: Mit den Welfen kam eine 
_ endgültige Versöhnung zu stände, indem für Otto, Heinrichs des Löwen 
Enkel, ein selbständiges Herzogtum Brauuschweig-Lüneburg 
errichtet wurde. Auch erließ Friedrich II. ein Reichsgesetz (zum erstenmal 
auch in deutscher Sprache) zur Sicherung des Landfriedens. 
Empörung Heinrichs hatte außer einem kurzen Krieg gegen 
Friedrich den Streitbaren von Österreichs) sehr ernste Kämpfe gegen 
dielombardischenStädteim Gefolge. Die lombardischen Städte wurden 
zwar noch im Jahr 1237 besiegt, aber gegen die strengen Befehle des 
1) Der 4. Kreuzzug 1202—4 war von Jnnocenz III. angeregt; die Kreuz¬ 
fahrer, größtenteils Franzosen, fuhren auf venetianischen Schiffen nach Konstautinopel 
und gründeten dort an Stelle des griechischen ein lateinisches Kaisertum, das 
aber nur von 1204—61 währte. — Jerusalem ging den Christen schon 1244 
unwiederbringlich verloren. 
2) Mit Friedrich dem Streitbaren erlosch das Geschlecht der Babenberger in 
Österreich 1246.
	        
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