Prosateil.
i.
Geschichte.
X. Mensch und Lrde.
Schon aus dem griechischen Altertum erklingt der Streit über
die Vormacht zwischen Erde und Menschheit. Die neuere Erdkunde
hat ihn unparteiisch geschlichtet. Gründliche Betrachtung enthüllt uns
überall ein stetes Wechselverhältnis von Land und Volk, Menschheit
und Erde. So gewiß die Menschheit zu keiner Zeit in allen ihren Zu- »
ständen, in allen ihren Taten unmittelbar abhängig war von der
Mutter Erde, so vermag sie sich doch nie und nimmermehr aus deren
Banden zu lösen.
Wohl trifft gegenwärtig mehr denn je der Sophokleische Triumph¬
gesang zu: „Nichts ist gewaltiger als der Mensch", indessen doch nur 10
im Vergleich mit den übrigen Geschöpfen, unter denen er sich kraft
seiner Geistesentsaltung die Oberhand gewann. Cr bleibt aber wie
alle die anderen Lebewesen dieses kleinen Weltkörpers an bestimmte
Oberflächenteile desselben gekettet. Schon in mäßiger Tiefe unter
unseren Sohlen läßt uns die Gluthitze des Erdinnern nicht leben iv
und selbst vorübergehend als Luftschiffer vermag der Mensch nur
wenige Kilometer ins Luftmeer sich zu erheben, weil ihn furchtbare
Kälte nebst Sauerstoffmangel aus den ätherischen Höhen zurückscheucht.
Fa dies räumlich so eingeschränkte Dasein der Menschen auf Erden
ist nicht einmal von Ewigkeit zu Ewigkeit; nein, es fügt sich auch zeit- «>
lich in enge Schranken, wie sie von der Erdnatur bestimmt werden.
Wir wissen jetzt, daß der Erdball einstmals Millionen von Fahren
durch den Weltenraum in kreisähnlichen Bahnen dahinsauste ohne
irgendwelches organische Leben zu beherbergen: und der Mensch wird
gleich allen Mitgeschöpfen sein Leben nur so lange fristen, als die »
unentbehrlichsten Lebensbedingungen nicht versiegen, vor allem das
nötige Maß von Wärme und das Wasser.
8n dieser flüchtigen Phase des Menschendaseins auf Erden
uun spendet uns der irdische Wohnraum Nahrung, Wohnung, Klei¬
dung und gibt unserm Tun die Richtung. Schon darum, weil alle
Jpfelkofer, Lesebuch für die 7. Klasse. 1
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