Full text: Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen

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6. Frnhlingsinusikanten. 
16. Der Kuckuck. 
Im Winter war der Wald kirchenstill, jetzt ist es laut und lebendig 
darin. Die Vögel geben darin ein Freikonzert. 
„Konzert ist heute angesagt 
im frischen, grünen Wald, 
die Musikanten stimmen schon; — 
hört, wie es lustig schallt. 
Das jubiliert und musiziert, 
das schmettert und das schallt! 
Das geigt und singt und pfeift und klingt 
im frischen grünen Wald." (Dieffenbach, H. Nr. 90.) 
Der Distelfink spielt vom Blatte die erste Violine, und der Buch- 
sink, sein Vetter, begleitet ihn. Frau Nachtigall singt ein wundervolles 
Lied. Der Hänfling bläst die Flöte, die Drossel spielt die Klarinette, 
und der Rabe streicht den Brummbaß. Der Musikdirektor ist der Specht; 
er schlägt mit dem Schnabel den Takt. Mitten in dieses Singen und 
Klingen hinein ertönt Plötzlich ein lauter Ruf. Es ist der Kuckuck, der 
seineu eigenen Namen ruft. Wer hat ihn schon in diesem Jahre rufen 
hören? Wer kann es ihm nachmachen? Wie viel Töne hat er nur in der 
Kehle? Wer hat ihn gesehen?? Es ist schwer, ihn zu sehen; denn der 
Kuckuck ist ein scheuer und unruhiger Vogel; er versteckt sich und ist bald 
hier, bald dort; er neckt die Kinder, die ihn suchen. Er kommt spät im 
Frühlinge in unsere Wälder und zieht schon im August wieder fort. 
„Ach, wie fo rasch ist gebüßet die Lust! 
Schweigst zu Johanni, gehst im August." 
(I. Hammer, Nr. 57.) 
Der Kuckuck ist ungefähr so groß wie eine Taube, aber schlanker als 
diese. Sein Gefieder ist oben aschgrau und am Bauche weiß; der Schwanz 
ist lang und breit und besteht aus 10 Federn, die weiß getüpfelt sind. Die 
Flügel sind lang, aber die Beine kurz. Die Füße haben zwei Zehen 
nach vorn und zwei nach hinten; doch kann er die eine Zehe nach vorn 
und hinten wenden: es sind Kletterfüße mit einer Wendezehe. Wenn der 
Kuckuck im Frühlinge seinen Namen ruft, lockt er ein Weibchen herbei; 
aber das Ehepaar baut kein Nest und sorgt nicht zärtlich für seine Kinder. 
Frau Kuckuck legt ihre Eier in die Nester kleinerer Vögel, der Finken, 
Grasmücken, Rotschwänzchen :c. Diese brüten das fremde Ei mit aus 
und füttern den häßlichen jungen Kuckuck, ihren Pflegesohn, liebevoll groß, 
bis er flügge wird. 
„Klein Grasmücklein im Nest von Moos 
füttert mit Mühe sein Junges groß." (I. Hammer, Nr. 57.) 
Darunter müssen die eigenen Kinder der Pflegeeltern oft bitter leiden. 
Der große, gefräßige Stiefbruder schnappt seinen Stiefgeschwistern alles 
weg und drängt sie wohl gar aus dem Neste. Der Kuckuck ist ein sonder-
	        
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