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100 | Kreishauptmannschaft Dresden.
einen gegründete Freischulen, 5 katholische Schulen, eine Schule
der Böhmischen Gemeinde und eine israelitische, eine Tnrnlehrer-
bildnngsanstalt und ein Conservatorium für Musik, mit
Theaterschnle verbnnden. Charakteristisch ist für das dresdner
Schulwesen die anßerordentliche Menge von Privatunterrichts- nnd
Erziehungsanstalten, welche einen großen Theil ihrer Zöglinge
von auswärts erhalten; man zählt nämlich 6 Gymnasial- nnd
35 andere Jnstitnte, dazn 13 Pensionsanstalten ohne Schulunterricht.
Die Katholiken (13.004) haben ferner ein Institut für
Kapellknaben zum Gottesdienst und eine Erziehungsanstalt für
54 arme Mädchen, das Josephinenstift, zu dem auch eine be-
sondere Stiftung für 11 adelige Töchter, das Bnrkersrodasch e
Fräuleinstift, gehört. Für den Unterricht, besonders den ge-
werblichen, armer Judenkinder besteht seit 1829 ein zum Andenken
des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn gegründeter Verein.
— Uebrigens besitzt Dresden eine vortreffliche Blindenanstalt,
in der 1864 III bildungsfähige Blinde in der Musik und in
Handwerken unterrichtet wnrden, ein Tanbstnmmeninstitut,
3 Waisenhäuser, viele wohlthätige Vereine, z. B. den zu Rath nnd
That, eine lutherische Diakonissenanstalt für Krankenpflege, welche
anch eine Mägdeherberge, eine Dienstbotenschule, in der Nieder¬
lösnitz ein Siechenhans und das Luisenstift :c. unterhält. Für
öffentliche Badeanstalten und Schwimmschulen bietet die Elbe die
günstigste Gelegenheit. Die Sicherheitspolizei wird von einer
königlichen Polizeidirection verwaltet.
Einen Schatz von unermeßlichem Werthe besitzt Dresden in
seinen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, zu deren
öffentlichen Benutzung die ersten Einrichtungen, wenn auch noch
in sehr beschränktem Maße, unter August dem Starken im Jahre
1727 getroffen wurden. Dazu gehören: 1) im Japanischen
Palais, dessen Vorhalle 17 kolossale Marmorbüsten zieren, die
königliche öffentliche Bibliothek in 3 großen Sälen und 23 Zim¬
mern; sie enthält die Literatur der sächsischen Geschichte so gut wie
vollständig, über 300.000 Bände, daneben gegen 8000 Hand-
schriften, unter denen sich zahlreiche Briefe Luthers, Melanchtons
und anderer berühmter Männer befinden, auch viele arabische,
türkische und mongolische Manuscripte, auch solche auf Pergament,
Baumwollen- und Seidenpapier (darunter ein yukatekisches) und
mehr als 20.000 Landkarten; die in 11 Sälen aufgestellte Antiken-
sammlnng, weil von August II. begründet, Augusteum genannt,
welche nächst mehr als 400 der schönsten alten und neuen Bildwerke
aus Marmor, Bronze und Gyps auch 4 Mumien, einen ägyp-
tischen Sarg aus Feigenholz und assyrische Sculptureu besitzt, und
das Müuzcabinet, besonders reich an sächsischen Münzen.
2) Im Zwinger: das Naturhistorische Museum, seit
1849, wo bei dem Maiaufstande ein großer Theil desselben ein
Raub der Flammen wurde, erneuert und ergänzt, zerfällt in das