152 Kreishauptmannschaft Leipzig.
entscheiden und nebst dem Universitätsrichter die akademische Ge¬
richtsbarkeit üben. Die ausgedehnte Vermögensverwaltung steht,
theilweise unter Zuziehung der akademischen Verwaltungsdeputation,
dem Universitätsrentamte zu. Früher theilte sich die Universität
nach dem Muster der prager in die sächsische, meißnische, srän-
kische oder bairische und die polnische Nation; an die Stelle dieser
Einteilung ist die bloß nach Lehrfächern bestimmte in 4 Facul-
täten, nämlich in die theologische, juristische, mediciuische und philo-
sophische, getreten, deren Glieder gleiche Rechte und gleiche Pflichten
haben.
Die Universität ist eine der reichsten in ganz Deutschland;
ihr Vermögen in Grundbesitz und Werthpapieren beläuft sich auf
ungefähr 12 Mill. Mark. Allein da hiervon ein großer Theil
zu stiftungsgemäßen Zwecken bestimmt ist, so bedarf die Univer-
sität als Lehranstalt noch eines jährlichen Staatszuschusses von
mehr als 600.000 M. Außer den genannten Häusern besitzt sie
in der Stadt das Augusteum, das eigentliche Universitätsgebäude,
seit 1831 erbaut und Friedrich August dem Gerechten zu Ehren
genannt, welches die große Aula für akademische Festlichkeiten,
Hörsäle ze. enthält und am Giebelfelde eine allegorische Darstellung
der vier Facnltäten nach Rietschels Entwurf zeigt, das Friede-
ricianum, in dem sich das physikalisch-chemische Laboratorium
und die archäologische Sammlung befinden, das Börneriannm,
zum Andenken an den um' die Universität hochverdienten Rector
Caspar Börner (s. 151) so genannt, mit den neueren und größeren
Auditorien, das alte und neue Petrinum, beide Eigenthum der
Juristenfacultät, das Rothe Eollegium, der philosophischen
Faeultät gehörig, das Grundstück zur „Stadt Dresden" im Be-
sitze des Franencolleginms und an Wohnhäusern das Mau-
ricianum, das Fürstenhaus u. a. m. Die Wandmalereien
im Kreuzgange des Panlinnms, meist Darstellungen aus der
Legende der heiligen Katharina, deren älteste aus dem 13. Jahrh.
stammen, sind seit 1868 wieder aufgefrischt worden.
Unter den Lehrern der leipziger Universität glänzen die Namen
eines Thomasins, Gottsched, Gellert und G. Herrmann,
zu ihren Schülern haben Leibnitz, Klopstock, Lessing, Goethe
und Jean Paul gehört. Gegenwärtig zählt sie 66 ordentliche,
46 außerordentliche Professoren, 43 Privatdocenten und fast
3000 Studireude, unter welchen zwei Dritttheile Ausländer; sie
besitzt eine kostbare Bibliothek von 400.000 Bänden, sowie einer
bedeutenden Anzahl von Handschriften und Pergamentdrucken, zu
welcher die Büchereien von vier im 16. Jahrhundert aufgehobenen
Klöstern die Grundlage gebildet haben, nebst Münzsammlung von
nahezu 100.000 Stück, eine Sternwarte, eine archäologische Samm-
lung, ein anatomisches Theater, eine medicinische, eine chirurgische
und eine orthopädische Poliklinik, ein Institut für Augenheilkunde,
einen botanischen Garten, ein zoologisches und ein mineralogisches