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habung des Speeres sind. Der verwundete Kasuar greift leicht den Jäger
an, tritt ihn nieder und kann ihn sogar mit den scharfen Zehen seiner über-
aus kräftigen Füße tödlich verwunden. Gefährlicher noch als für Menschen
ist es für Hunde, vom Kasuar augegriffen zu werden.
Der junge Vogel ist rotbräunlich und hat hellere Lüngsstreisen. Die
ersten paar Tage ist er äußerst schwach auf den Beinen und schlügt oft uu-.
freiwillige Purzelbäume. Er piept beständig, ähnlich wie eine junge Gans.
Jung ist er leicht zu zähmen; er wird gesellig, anhänglich und folgt dem
Menschen, wenn er nicht allzuweit geht, überall hin. Ich habe Jahre lang
mehrere zusammen auf der Station gehabt. In ihrer Jugend sind sie recht
possierlich und reizen durch ihre drolligen Einfälle auch den ärgsten Gries-
gram zum Lachen. Auffallend ist, daß er dem Menschen nur bis zu einem
gewissen Punkt folgt. Er steht dann still, kümmert sich nicht um Lockrufe
und schaut nur immer nachdenkend umher; plötzlich wendet er sich um und
rast, den Körper vornüber geneigt, zum Hause zurück. Kam die Sonne höher,
so suchten meine beiden Kasuare den schattigsten Platz im Hofraum auf und
blieben dort bis gegen 4 Uhr nachmittags. Sie streckten die Zuuge heraus,
atmeten geräuschvoll und streckten die Beine von sich. Gegen Abeud wurden
sie dann wieder lebendig, hüpften hin und her, verfolgten sich, stießen sich
gegenseitig mit den Zehen. Einer stellte sich tot, warf sich der Länge nach
auf den Boden. Der andere sprang auf ihn, versetzte ihm einen Stoß und
flüchtete weiter, um ebenfalls den Toten zu spielen. Später wollten sie auch
die Knaben mit in ihr Spiel ziehen, standen aber bald wieder davon ab, da sie
keinen Erfolg damit hatten. Interessant war es, wenn sie hungrig waren.
Sie kamen dann alle beide vor die Verandatreppe oder an die Küche, piepten
und hieben mit den Schnäbeln an die Türe, bis der Bruder aufmachte. Sie
waren äußerst gefräßig. Ich mußte täglich zweimal Taros für sie kochen
lassen; außerdem stahlen sie noch den Hühnern das Futter weg, traten und
schlugen die Küchlein. Vergaß der Bruder einmal die Küchentüre zu schließen,
so drangen sie sofort ein und suchten den Tisch ab; ja, vom warmen Herd
herab nahmen sie das Fleisch und fraßen es. Zwei verendete Kätzchen ver-
schluckten sie ganz; die kleinen Schlüssel zum Offnen der Fleischbüchsen,
Nägel, Steine, kurz alles würgten sie hinein. War der Gegenstand etwas
groß, so setzten sie sich, drückten so lange und schlugen mit dem Hals hin und
her, bis er glücklich im Magen angelangt war. Den Knaben stahlen sie die
Taros aus dem Feuer und schleppten sie davon. Überaus possierlich war
es, wenn sie zur nahen Taropflanznug wollten, um die Blätter abzufressen.
Die Pflanzung befand sich an einem Abhänge vor dem Hause. Bevor sie
den Gaug antraten, guckten sie jedesmal längere Zeit bald hinab in die
Pflanzung, bald zur Veranda empor, um sich zu vergewissern, ob sie unge-
sehen wären. Hielten sie sich für sicher, so rannten sie blitzschnell hinab, über
den Zaun, fraßen gierig einige Blätter und kehrten ebenso schnell wieder
zurück. Die ganze Taropflanzuug wies bald kein grünes Blatt mehr auf.
Ein Vergnügen war es ihnen auch, wenn sie sich in einer Lehmpfütze wälzen
konnten. Sie hielten sich ganze Stuudeu regungslos darin auf. Mit der
Zeit wurden sie immer lästiger, schmutziger und gefräßiger, so daß ich sie
entfernen mußte.
Ein englischer Reisender erzählt eine Geschichte betreffs der Kasuare,
die von vielen für Jägerlatein gehalten wird. Allein die Tatsache, die er
anführt und selbst erlebt haben will, wird in ganz Baining für wahr an