Full text: Die außerdeutschen Länder Europas (Teil 2)

106 
VII. Das Königreich Dänemark. 
4. Die blühende dänische Landwirtschaft. 
Dänemark liegt nördlicher als Ostpreußen; seine Witterung 
ist aber gleichmäßiger, die Winter sind milder und die Sommer kühler 
als in Ostpreußen. Die Regenmenge ist ungefähr so groß wie in Nord¬ 
deutschland. Wenig vorteilhaft ist aber, daß die meisten Regensälle im 
Spätsommer fallen. Dadurch wird die Ernte oft geschädigt. Viel Nebel 
und kalte Winde gibt es in Dänemark. Dazu folgt auf Wärme Plötzlich 
Kälte, wenn der Ost- oder Südwind durch West- oder Nordwestwind ab¬ 
gelöst wird. 
Der B o d en der dänischen Inseln ist sehr gut; denn er ist lehmartig und 
kalkhaltig. Fast ebenso gut ist der Boden Ostjütlands. Ungefähr vier Fünftel 
des Landes sind nutzbar; den Rest nehmen Heiden, Moore und Dünen ein. 
Wald hat Dänemark nur wenig, gleich Schleswig-Holstein. Das Ackerland ist 
ein wenig kleiner als in Deutschland, dafür nehmen die Wiesen und Weiden 
noch einmal soviel ein. Die häufigen Niederschläge begünstigen den Wiesenbau 
mehr als den Ackerbau. In Dänemark steht die B i e h z u ch t an erster Stelle. 
Der dritte Teil des ganzen Landes besteht aus Wiesen und Weiden; dazu wird 
viel Ackerland mit Futtergewächsen bestellt. Im Verhältnis hat Dänemark 
reichlich noch einmal soviel Vieh als Deutschland. Kommen in Dänemark aus 
100 Einwohner etwa 80 Stück Rindvieh, so bei uns bloß 32. In Dänemark 
widmet man sich eben viel mehr der Viehzucht. Man züchtet ein kräftiges, gut 
gebautes Pferd und vor allen: vortreffliches Rindvieh. Das Vieh kann lange 
weiden, ganz wie in Holstein oder Holland. Früher war weder die dänische 
Viehzucht noch der dänische Ackerbau so leistungsfähig wie heute. Die Bauern 
gossen die Milch in flache irdene Schalen und stellten sie auf Wandbretter in 
der Stube. Dort nahm die Milch die schlechten Gerüche der schlecht gelüfteten 
Stube an. Die daraus bereitete Butter schmeckte bitter. Größere Güter 
hoben die stark gesalzene Butter auf und verschickten sie in Fässern im Oktober 
nach England oder nach Norwegen. Da erfand ein Deutscher eine Butterma¬ 
schine. Sie trennt gleich von der frischen Milch in vollkommener Weise den Rahm 
von der Butter- oder Magernülch. Die Maschine ist eine Art Schleuder. Die 
Trommel, worein man die Milch schüttet, hat kleine Ritzen. Dreht man sie sehr 
schnell, dann fließt die Magernülch durch die Ritzen ins Faß; der dicke Rahn: 
bleibt in der Trommel. So erhält man äußerst wohlschmeckende Süßrahm¬ 
butter. Dazu wird fast alles Butterfett aus der Milch gewonnen. Aber solch 
eine Milchschleuder ist teuer. Die kleinen Güter haben für sie nicht genug Milch. 
Darum vereinigte sich ein ganzes Dorf und bildete eine Molkereigenossenschaft. 
Jeder Bauer lieferte seine Milch an sie. So ward die Milch aller Mitglieder 
zusammen genommen. Alle Tage konnte man nun frische Butter bereiten. 
Man schrieb auf, wieviel Milch jeder Bauer geliefert hatte, und darnach rechnete 
man aus, wieviel Geld er dafür zu bekommen hatte. Jeden Monat rechnete 
man ab. Nrm fand man, daß nicht alle Milch gleich viel Fettgehalt hat. Wer 
gute Kühe hat, sie gut füttert und pflegt, dessen Milch ist fettreich. Wer dürre 
Kühe hat, sie schlecht füttert und pflegt, dessen Milch ist mager oder fettarm. 
Da wären die Besitzer der guten Kühe mit fettreicher Milch schlecht wegge¬ 
kommen, während die Besitzer der schlechten Kühe mit fettarmer Milch zu gut 
gestellt worden wären. Da erfand man einen Buttermesser. Dieser gibt an, 
wieviel Fettgehalt die Milch hat. Da sah man, die Milch vom Bauer A. hat 
gerade 3 v. H. Fett, die vom Bauer B. hat 3,25 v. H. Fett usw. Ehe man die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.