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VII. Das Königreich Dänemark.
Kopenhagen auf Seeland ist der beste Sundhafen und darum auch am
meisten gewachsen. Es Zählt beinahe eine halbe Million Einwohner (wie Breslau
oder Köln); das ist der fünfte Teil aller Dänen. Von je fünf Dänen wohnt einer
in Kopenhagen. Wäre Berlin fo groß, dann müßte es gegen 12—13 Millionen
Einwohner haben. Gegen 40 000 Schiffe laufen hier jährlich ein und aus. Kopen¬
hagen hat Schiffahrtsverbindungen mit allen Haupthäfen der Ost- und Nordsee.
Hier laufen darum auch die dänischen Eisenbahnen zusammen. Die dänische
Flotte ist im Verhältnis groß; sie zählt fast ebenso viele Dampfer wie die fran¬
zösische; aber ihre Dampfer sind kleiner. Holland hat viel weniger Dampfer
als Dänemark (350 gegen 1700), aber dennoch hat die holländische Dampferflotte
mehr Tonnengehalt als die dänische. Dänemark hat eben viele kleine Küsten¬
dampfer.
Dänemark hat einen ziemlich bedeutenden Außenhandel; denn es
führt viele eigene Erzeugnisse aus und führt dafür andere ein. Seine Boden¬
schätze sind sehr gering. Es braucht Kohlen und Eisen, aber selbst das Getreide
und die Futter- und Düngemittel reichen nicht zu. Dafür verkauft es ans Aus¬
land Butter, Fleisch, Tiere, Eier, Häute und Fische. Den größten Handel treibt
Dänemark mit England. Von dort bezieht es seine Kohlen. Dahin führt es
vor allem Eier und Butter aus. Die Butterausfuhr hat den größten Wert.
Dänemark ist somit ein Butter- und Eierland; denn hier steht die Viehzucht
an erster Stelle. Mit Deutschland hat Dänemark auch einen großen Waren¬
austausch. An uns verkauft es besonders Pferde und Rinder, Butter, Fleisch
und Eier. Wir liefern ihm allerhand Waren aus dem Web- und Eisengewerbe,
sowie Getreide und Mehl.
6. Dänemark als Staat.
Dänemark ist ein wenig größer als Ostpreußen, hat aber etwas mehr Ein¬
wohner als dieses, denn es zählt rund 2 3/< Mill. Einwohner. Seine Volkszahl
ist also kleiner als die Hollands oder Belgiens. Dennoch hat Dänemark früher
eine große Rolle gespielt. Lange Zeit beherrschte es die Elbherzogtümer Schles¬
wig, Holstein und Lauenburg. Seine Kriegsflotte war der preußischen und
deutschen lange weit überlegen. Noch 1864 verließen sich die Dänen auf ihre
große Kriegsflotte. Heute ist aber die deutsche ihr bedeutend überlegen.
Die Dänen sind Germanen und reden eine Sprache, die mit dem Nieder¬
deutschen verwandt ist. Die Sprache der Jüten ist dem Plattdeutschen erst recht
nahe verwandt. Die dänische Schriftsprache ist der norwegischen Sprache sehr
ähnlich. Dem Glauben nach sind die Dänen vorwiegend Protestanten. Däne¬
mark hat eine gute Volksbildung. Die Bauern sind gut gebildet und besuchen
häufig landwirtschaftliche Schulen. Dazu werden sie von Wanderlehrern über
die beste Art der Viehzucht, der Molkerei und des Ackerbaus unterrichtet. Die
Volksdichte ist nicht groß; am dünnsten ist Jütland bevölkert; denn es steht Mecklen¬
burg gleich. Viele Dänen lernen Englisch und Deutsch; denn mit England und
Deutschland stehen sie ja in regen Handelsbeziehungen.
7. Deutschland und Dänemark.
Es ist nicht vorteilhaft für uns, daß die Rheinmündungen mit den großen
Häfen in fremden Händen sind, es ist auch ein Nachteil für uns, daß die Zugänge
in die Ostsee einem fremden Staate gehören. Dänemark ist Deutscbland gegen¬
über nur klein, gleichsam ein Zwerg; wir stellen im Kriegsfälle mehr Soldaten