VII. Das Königreich Dänemark.
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auf, als Dänemark Einwohner hat. Aber trotzdem bindet uns der kleine nor¬
dische Zwerg gleichsam die Hände. Der Sund ist lang (95 km), im Norden
reichlich ein Stunde breit, im Süden nur 13 m tief, so daß ihn die größten Kriegs¬
schiffe gerade befahren können. Sein Fahrwasser liegt auf dänischer Seite.
Daher kann Dänemark leicht den Sund sperren. Der große Belt ist nicht so lang
und etwas tiefer (15—30 m) und daher ein guter Seeweg. Der kleine Belt
ist noch etwas kürzer und an der schmälsten Stelle nur reichlich 600 m breit;
er ist deshalb am leichtesten zu sperren. Wenn Deutschland mit Dänemark im
Bunde stände, dann könnte die deutsch-dänische Flotte und Armee leicht und
sicher die Zugangsstraßen zur Ostsee sperren. Aber Dänemark ist uns noch immer
feindlich gesinnt und hält es mehr mit England, obwohl die Briten 1807 die
dänische Flotte ohne Grund weggenommen haben. Hätte aber eine starke bri¬
tische Flotte die Zugänge zur Ostsee erobert, hätte sie Kopenhagen in der Hand,
dann wären Kiel, Stettin usw. aufs äußerste gefährdet. Das wissen die deutsch¬
feindlichen Dänen und halten es mit England.
Im Frieden nehmen die Dänen gern das deutsche Geld. Berlin bezieht
sehr viel dänische Milch und Butter, die in besonderen Kühlwagen befördert
werden. Gegen 100 Mill. Mark ziehen die dänischen Viehzüchter aus Deutsch¬
land. Ist das nicht ein hübsches Sümmchen? Wir versorgen Dänemark nament¬
lich mit Getreide aus den östlichen Provinzen. Alles in allem liefern wir Däne¬
mark mehr, als es uns. Die Dampffähre zwischen Warnemünde und Gjedser
erleichtert den Verkehr. Man kann im Schlafwagen von Berlin bis Kopenhagen
fahren, ohne in seinem Schlafe gestört zu werden. Die Bahnwagen fahren
auf die Dampffähre. Vielleicht besinnen sich die Dänen mit der Zeit doch und
erkennen, wie gefährlich es wäre, wenn sie sich mit den: mächtigen Nachbarn
im Süden Überwürfen. Wie Belgien, Holland und die Schweiz lebt auch
Dänemark nur von der Friedensliebe seiner übermächtigen Nachbarn.
8. Die dänischen Besitzungen im atlantischen Weltmeer.
Die Dänen waren ehemals kühne Seefahrer, welche auch in fremden
Meeren Gebiete erwarben. Davon besitzen sie noch zwei Inselgruppen. Nörd¬
lich von Schottland liegen die F a r ö e r (Schafinseln). Es sind kleine Inseln,
die zusammen etwas größer als die Insel Rügen sind. Alle Inseln sind felsig
und steil. So klein sie sind, so gibt es doch Berge, die an Höhe dem Hunsrück,
der Rhön usw. nahekommen. Beständen sie nicht aus hartem Gestein, so wären
sie von den tosenden Fluten längst weggespült worden. Baumwuchs gibt es
hier nicht; nur niedriges Gestrüpp gedeiht. Die Sommer sind so feucht und
kühl, daß kaum die Gerste reist. Die Winter aber sind so mild, daß die Schaf¬
herden fast immer draußen weiden können. Man baut zumeist Kartoffeln und
Rüben. Die Gerstenähren muß man bei Torffeuer künstlich trocknen. Zur Vieh¬
zucht eignen sich die Inseln, da das feuchte Wetter den Graswuchs begünstigt.
Daneben widmen sich die Bewohner der Fischerei, die hier große Ausbeute ge¬
währt. An den klippigen Ufern halten sich Tausende und Abertausende von
Seevögeln auf, Eidergänse, Möwen u. a. Die Bewohner sammeln ihre Eier
und Federn. Das ist eine schwierige Arbeit. Oft muß der Sammler von 5 bis
6 Männern an einem 40 m langen Seil das steile Felsuser hinabgelassen werden.
In den Buchten tummeln sich zahllose Seehunde, die den Fischen nachstellen.
Nordwestlich von den Färöern liegt noch eine große Insel, Island.
Sie ist dreimal so groß als Dänemark und liegt mitten im nördlichen Teile