HO VIL Das Königreich Dänemark.
des Atlantischen Weltmeeres. Die nördlichen Küsten Islands grenzen schon
ans nördliche Eismeer. Die Küste ist von den unaufhörlich nagenden Wellen
stark zerklüftet; es gibt in ihr zahlreiche Fjorde oder Buchten und weit ins Meer
hinausragende Landzungen. Die Insel besteht fast nur aus Gebirgsland; die
höchsten Gipfel sind höher als die Schneekoppe im Riesengebirge: im Durch¬
schnitt haben die Hochländer eine Höhe wie der Odenwald, der Taunus und
Hunsrück. Da nun Island so hoch im Norden liegt, kann man sich denken, daß
auf den gebirgigen Teilen viel Schnee und Eis liegt. Die Gletscher und Eis¬
massen nehmen den achten Teil der Insel ein, einen Raum, der gerade viernial
so groß ist als der, den die Alpengletscher bedecken. Es gibt Gletscher, welche
eine Fläche bedecken wie das Großherzogtum Hessen.
Merkwürdig ist, daß es in Island Feuerberge und heiße Quellen nebst
Gasquellen gibt. Schon öfter haben die Feuerberge heftige Ausbrüche gehabt
und weite Strecken mit feurigflüssiger Masse bedeckt. Daneben fiel ein ge¬
waltiger Aschenregen, der die Weiden überschüttete. Große Teile Islands liegen
völlig öde und bestehen aus zertrümmerten Lavablöcken. Dann sieht man an
einer Stelle Dampfwolken emporsteigen. Die Luft wird feuchtwarm. Selbst
der Fußboden fühlt sich warm an; üppiger Pflanzenwuchs hat sich hier ein¬
gestellt. Wir sind an eine heiße Quelle gekommen. Wir wandern weiter und
kommen an eine heiße Springquelle, an den großen Geiser. Plötzlich hören
wir ein unterirdisches Rollen und Donnern. Das Wasser schlägt hohe Wellen.
Wir treten schaudernd zurück. Das Wasser im Becken schwillt an. Große Dampf¬
blasen steigen auf und zerplatzen auf der Oberfläche des Wassers. Das siedend
heiße Wasser springt einige Fuß oder Meter hoch in die Luft. Dann tritt Stille
ein. Nach anderthalb Stunden erfolgt abermals ein solcher Springqnell. Wir
sind vom Glück begünstigt. Diesmal ist der Donner unheimlich stark. Es wallt
und siedet und brauset und zischt gewaltig in dem unterirdischen Springbrunnen.
Immer höher schwillt das kochende Wasser im Becken. Plötzlich schießt eine 3 m
starke Wassersäule unter gewaltigem Getöse hoch empor, 20—30 m. Noch staunen
wir, da folgt schon ein neuer Wasserstrahl, dann ein dritter, der noch viel höher
emporschießt. Nach allen Seiten fällt das Wasser brodelnd ab; ungeheure Dampf¬
wolken breiten sich aus. Bald beruhigt sich alles; wir schauen in das Becken,
es ist leer. Erst nach und nach füllt es sich wieder. Ungefähr alle Tage erfolgt
ein Hauptausbruch. So kalt es über der Erde ist, so heiß ist es unter ihr. Für
die Isländer sind die heißen Quellen eine Wohltat.
Island ist wärmer, als seine nördliche Lage vermuten läßt. Im Atlan¬
tischen Ozean ist nämlich eine Meeresströmung. Sie bringt aus der beißen Zone
warmes Wasser nach Norden. Man nennt sie den Golfstrom. Er fließt bei
Island vorüber. Natürlich hat er sich schon sehr abgekühlt, wenn er an Island
vorbeirauscht. Aber dennoch spendet er dem Eislande höchst willkommene Wärme.
An der tief gelegenen Küste sind die Winter sehr mild. Die Sommer aber sind
so kühl, daß das Getreide nicht reifen kann. Baumwuchs gibt es nur vereinzelt
an einigen geschützten Stellen. Sonst findet sich nur niedriges Gebüsch und aller¬
hand Kraut von Heide, Heidelbeeren usw. Auf vielen Weiden wachsen Moose
und Flechten. Berühmt ist das zähe isländische Moos. Daraus stellt man ein
Mus her; man mahlt es auch und bäckt Kuchen daraus. In den besseren Landes¬
strichen baut man Kartoffeln und Rüben und einiges Gemüse. Die Bewohner
sind vornehmlich auf die Viehzucht und Fischerei angewiesen. Man züchtet
Pferde und Rinder und vor allem Schafe. Die Pferde sind klein, aber aus¬
dauernd und flink. Ohne sie könnten die Isländer gar nicht auskommen: da