Full text: Die außerdeutschen Länder Europas (Teil 2)

112 Vili. Großbritannien und Irland. 
2. Die Gestalt und die Grenzen der Hauptinseln. 
Großbritannien grenzt im Osten an die Nordsee, im Süden an den Kanal, 
im Westen an die irische See, sowie an den Atlantischen Ozean, im Norden 
an das Atlantische Weltmeer. Die irische See steht mit dem Atlantischen Welt¬ 
meer durch zwei Kanäle in Verbindung, im Süden durch den Georgskanal, 
im Norden mit dem Nordkanal. Diese Kanäle sind natürliche Meeresstraßen. 
Großbritannien hat eine dreieckige Gestalt. Die breite Seite liegt im Süden, 
die Spitze im Norden. Das Meer hat tiefe Buchten (Fjorde oder Förden) ins 
Land gewaschen. So ist die Küste reich gegliedert; es gibt viele Busen und Halb¬ 
inseln. Auf der Ostseite sind am wichtigsten der Themsebusen, der Humber, 
der Forthbusen und der Morraybusen. Alls der Westseite sind wichtig der Bristol¬ 
kanal, die Liverpools Bucht, die Cleydebusen uud der Lornbusen. MerkwüMg 
ist, daß immer je zwei Busen sich gegenüber liegen; so gibt es tiefe Meeres¬ 
einschnitte in Großbritannien; dies zerfällt dadurch in mehrere Abschnitte. Nach 
Norden zu nähern sich die Meeresbusen immer mehr. Kein Ort Großbritanniens 
liegt über 120 km vorn Meere entfernt. 
Im Atlantischen Ozean entstehen viel größere Wellen als in der Nordsee. 
Die gewaltigen Stürme, die aus Nordamerika kommen, wühlen das Meer tief 
auf und türmen haushohe Wellen auf. Im Bristolkanal erreicht die Flut eine 
Höhe von 18 m. Da kann man sich denken, daß im Laufe der Zeit die sturm¬ 
gepeitschten Wogen viel Land weggespült haben. Alles niedrige und lockere 
Land an der Westseite ist von den gierigen Wellen verschlungen worden. Ehe¬ 
mals hing England noch mit Frankreich zusammen. Dann rissen die Fluten im 
Kanal ein Stück nach dem andern von der Kreideküste weg. So entstand die 
Straße von Calais oder Dover. Noch früher hing Island mit Großbritannien 
zusammen; auch die übrigen Inseln waren ehemals Teile des festen Landes. 
Die Inseln sind also die Reste einer großen Landmasse. Zahlreiche Sand¬ 
bänke und Untiefen zeigen weiter an, bis wie weit einst das zusammenhän¬ 
gende Land reichte. 
3. Die Bodengestalt Englands. 
England, der südliche Teil Großbritanniens, zerfällt in ein Gebirgs- und 
ein Tiefland. Das Bergland breitet sich an der Westseite aus, das Tiefland 
auf der Ostseite. Man spricht daher von dem westenglischen Berglande und dem 
ostenglischen Becken. Das englische Bergland nimmt nur einen kleinen Teil 
ein. Im Südwesten erhebt sich auf der Halbinsel das Bergland von 
K o r n w a l l. Es besteht vorwiegend aus Schiefergestein und gleicht an Höhe 
'tzMt'Odenwald. Die Hochflächen sind waldlos und mit Mooren und Heiden 
bedeckt und dienen daher fast ausschließlich der Schafzucht. In den geschützten 
und fruchtbaren Tälern herrscht der Gartenbau vor. 
Höher ist das B er gl an V von Wales, das sich zwischen dem Bristol¬ 
kanal und der Bucht von Liverpool erhebt; denn es erhebt sich in seinen höchsten 
Gipfeln bis zur Höhe des Jnselberges. Seine Hochflächen sind gleichfalls waldlos 
und öde und enthalten zumeist Heiden und Ginsterfelder, sowie Sümpfe und 
Moore. Die Küstenstriche hingegen zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus. 
Durch einen breiten Tieflandsstreifen ist das Bergland von Wales von dem 
nordenglischen Berg- und Hügelland getrennt. Es besteht 
aus zwei Gebirgslandschaften, die eine liegt an der irischen See, die andere 
in der Mitte des Landes.
	        
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