XI. Das Königreich Rumänien.
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wenn jedes 10 000 t lädt, oder von 3 300 000 Bahnwagen, wenn jeder 10 t
lädt. Wollte man diese Mengen auf der Bahn befördern, dann brauchte man
66 000 Züge zu je 50 Wagen. Da läßt es sich denken, daß sich das Delta der
Donau immerfort vergrößert. Da kann man auch ermessen, daß die Flußarme
immer seichter werden. Das niedrige Schwemmland an der Mündung enthält
zahlreiche Sümpfe, Seen, Lachen, Wasseradern, die sämtlich dicht mit Schilf
und Rohr bewachsen sind. Die Gewässer sind reich an Fischen, weshalb sich hier
zahlreiche Wasservögel aller Art aufhalten, wilde Gänse, Schwäne, Enten,
Reiher, Störche, Pelikane, Flamingos usw.
Die Moldau schließt sich an das karpathische Hügelland. Ihre Flüsse
haben gleichfalls tiefe Furchen in das fruchtbare Schwemmland eingegraben.
Sie haben ein starkes Gefälle und eignen sich außer dem Pruth nur zur Flößerei.
Die D o b r u d s ch a ist meist wellig, aber recht regenarm. In der Mitte
ist eine waldreiche Berglandschaft.
3. Die rumänische Landwirtschaft.
Rumänien liegt in derselben Breite wie die Lombardei und die Rhone¬
ebene. Die Karpathen halten wohl die West- und Nordwestwinde ab, aber die
Nord- und Nord oft- und Ostwinde haben freien Zutritt. Rumänien ist seiner
Bodengestalt nach die Fortsetzung der südrussischen Steppe, es hat auch ein
Klima, ganz wie Südrußland. Die Sommer sind glühend heiß, die Winter
oft bitter kalt. 30 Grad Kälte sind keine Seltenheit, wenn der eisige Wind aus
den russischen Steppen daherfegt. Die Donau friert alljährlich zu, meist 1—3
Monate. Dabei wird das Eis meterstark. Dafür gibt es einen um so wärmeren
Sommer. Groß ist die Zahl der sonnigen Tage; von je drei Tagen ist nur einer
trüb oder regnerisch, zwei sind heiter. Die Niederschläge sind ungefähr ebenso
groß wie bei uns in Mitteldeutschland. So eignet sich Rumänien gut für die
Landwirtschaft und Viehzucht. Der Boden der Walachei und Moldau ist noch
so fruchtbar, daß man ihn gar nicht zu düngen braucht. Die Hälfte des Landes
wird landwirtschaftlich benutzt. Die Forsten nehmen nur ein Sechstel ein, etwa
ein Viertel ist Unland. Angebaut werden vor allem Mais und Weizen. Dem
Mais ist ein Drittel des Ackerlandes gewidmet. Das Weizenland ist größer als
das Österreichs und fast halb so groß als das Ungarns. Dabei zählt Rumänien
bloß 140 000 qkm Fläche. Sein Weizenland ist fast so groß als das deutsche.
Dazu tragen die rumänischen Felder ausgezeichnet, wenn die Witterung nicht
ungünstig ist. Da ist es kein Wunder, wenn Rumänien sein Getreide nicht selbst
verzehren kann und steigende Mengen davon ausführt. Freilich könnte die
rumänische Landwirtschaft noch weit mehr Erträge erzielen. Aber die rumä¬
nischen Bauern seufzten lange wie die russischen unter der Knechtschaft des Adels.
Die Leibeigenschaft ist zwar vor 50 Jahren aufgehoben worden, aber so rasch
konnte sich der gedrückte Bauernstand nicht erheben. Ihm fehlte es ja an Geld,
neue, bessere Ackergeräte anzuschaffen. Dazu gibt es zahllose Feiertage und
aller zwei Tage einen Fasttag. Maisbrei ist die Hauptspeise. Die Regierung
hat aber viel getan; sie hat neues Ackerland geschaffen; dies hat sich in dem
letzten Vierteljahrhundert verdoppelt. Es wird sich noch weiter vermehren,
denn ein namhafter Teil des Unlandes und der Weiden ist noch anbaufähig.
Die Regierung hat bessere Ackergeräte eingeführt und Mustergüter angelegt.
Die rumänischen Bauern arbeiten jetzt bereits viel emsiger und vernünftiger
als früher. Sie werden Rumänien immer mehr zu einer Kornkammer Europas
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