4
Das außerdeutsche Europa im Mittelalter.
bmiß bei sieben Königreiche führte unb bie keltischen Briten nach bem
Westen unb Norben ber Insel brängte (ber keltische Nationalhelb König
Artus in Wales). Aber auch nach der Vereinigung der sieben Teil¬
reiche zn einem einzigen Königreiche „Anglia" unter Egbert (827) unb
trotz ber kraftvollen Regierung Alfrebs bes Großen (um 880) gelang es
nicht, ben räuberischen Einfällen ber dänischen Normannen („Wikin¬
ger") ein Ziel zu setzen, vielmehr mußte bas angelsächsische Königtum zeit¬
weise bem bänischen Platz machen: so trug ber Zeitgenosse Kaiser Kon-
rabs II., Krtut ber Große (um 1020), bie drei Kronen von Dänemark,
Norwegen unb Englanb. Zwar errang noch einmal bas Angelsachsen*
tunt bas Übergewicht, aber nur für kurze Zeit; beim im Jahre 1066 er¬
richtete nach Besiegung bes Königs £) a r a l b s II. bei Raftings Wilhelm
Die normannische d e r Eroberer, ber Herzog der Normaitbie, bie normannische Dy-
loeTtifim. nastie. Er belehnte seine Vasallen mit ben Gütern ber angelsächsischen
Großen unb begründete unter strenger Durchführung ber „Lehnsverfassung"
ein starkes Königtum. So entftanb allmählich aus ber Vermischung bet kel¬
tischen, romanischen, angelsächsischen unb romanisch-normannischen Volks¬
teile eine einheitliche englische Nation unb Sprache. Der Einschlag
bes Germanischen war freilich babei so gering, baß man baraus kaum bie
Zugehörigkeit ber heutigen Engläubet zu ben Germanen ableiten kann.
Die Anjou-Plan- Nach bem Dobe ber Söhne Wilhelms I. erbte seine Enkelin 9N a t h i l b e
lrlTHsög bas Reich; sie war mit bem französischen Grafen von Anjou vermählt, ber
' nach ber im Wappen geführten „Ginsterpflanze" ben Beinamen Planta¬
ge n e t hatte. Ihr Sohn Heinrich II. bestieg 1154 aly erster Anjou-
Plantagenet ben englischen Königsthron, wobutch fast bie H älfte Frank¬
reichs ber englischen Krone untertan wurde.1) Unter ihm begann
bie Eroberung Irlanbs, aber auch ber innere Kampf ber weltlichen unb
geistlichen Großen gegen bie Übermacht ber Krone. Unter Ausnutzung ber
Bebrängnis, in die bas Königtum unter feinen Söhnen, betn ritterlichen,
aber gewalttätigen Richarb Löwen herz unb beni hinterlistigen unb grau¬
samen Johann ohne Laub geriet, gelang es ben Großen bev Reiches,
Die t)on bem letzteren die Bewilligung ihrer Forberungen in einem „Freibriefe
Mrnam5arta §u erzwingen. In biefeni Reichsgesetze, ber sog. Magna Charta libertatum
von 1215, würbe bie königliche Willkür stark beschränkt, ben großen Vasallen
(Baronen) ein Bewilligungsrecht bei anßerorbentlichen Stenern, ben Geist¬
lichen eigne Bischofswahl unb jebem Freien privatrechtliche Sicherheit ge¬
währleistet. Diese Anfänge ber englischen Versa s s u n g erfuhren unter
ben folgenben Königen manche Erweiterungen, bis unter Ebuarb 111. (ldL
1) Der Übergang großer Teile Frankreichs an das englische Königshaus erklärt
sich durch folgende Verwandtschaftsverhältnisse:
Wilhelm I. der Eroberer,
Herzog v. d. Normandie u. König b. England
Heinrich I
Matbilde Wilhelm von Aquitamen
verm. m. Gottfried „Plantagenet" von (Gnyenne, Gaskogne, Portou)
Anjou, Maine u. Touraine
I i
Heinrich II. (Plantagenet)