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In Bezug auf die Religion sind stark 2/s der Bewohner Württem¬
bergs evangelisch, schwach V» katholisch. Zerstreut im Lande wohnen etwa
12 000 Israeliten. Die meisten Evangelischen wohnen im Altwürttem-
bergischen, in den ehemaligen Reichsstädten und in den hohenlohischen Ge-
bieten. Die Katholiken bewohnen hauptsächlich das früher österreichische
Oberschwaben und die Gebiete der einstigen Klöster.
Die einzelnen evangelischen Kirchengemeinden sind zu Diö¬
zesen verbunden, an deren Spitze die Dekanatämter stehen. Eine An-
zahl von Diözesen bilden ein Generalat: es gibt 6 evang. Generalate:
Ludwigsburg mit 8 Dekanaten: Heilbronn mit 9 Dekanaten; Reut-
liugeu mit 6 Dekanaten; Tübingen mit 6 Dekanaten; Hall mit
12 Dekanaten; Ulm mit 8 Dekanaten. An der Spitze eines Generalats
steht der Generalsnperintendent mit dem Titel eines Prälaten. Die
Diözesansynoden wählen ihre Abgeordneten zur evang. Landes-
synode, zu der auch landesherrlich ernannte Mitglieder gehören, ferner¬
em Abgeordneter der ev.-theol. Fakultät der Landesuniversität. Die evang.
Oberkirchenbehörde ist das K. Ev. Konsistorium, das dem Kultmini-
sterinm unterstellt ist.
Katholischerseits gibt es 29 Dekanatsbezirke: Amrichs-
Hausen (O.A. Künzelsan), Biberach, Deggingen, Ehingen, Ellwangen, Gmund,
Hofen (O.A. Aalen), Horb, Leutkirch, Mergentheim, Neckarsulm, Neresheim,
Oberndorf, Ravensburg, Riedlingen, Rottenburg (Stadt und Laud), Rott-
weit, Saulgau, Schömberg, Spaichingen, Stuttgart, Tettnang, Ulm, Waldsee,
Wangen, Wiblingen, Wurmlingen, Zwiefalten. Das Oberhaupt der katho-
tischen Landeskirche ist der Bischof in Rottenburg.
Nach der Abstammung zerfallen die Württemberger in Schwaben (>)
und Franken (V8). Die Schwaben nördlich der Alb nennt man Nieder-
schwaben, diejenigen südlich der Alb Oberschwaben. Die Franken wohnen
im Norden Württembergs in der Gegend von Heilbronn ostwärts bis zum
Taubergrund. Schwaben und Franken unterscheiden sich vor allem durch
ihre verschiedene Mundart.
Die Württemberger siud ein arbeitsames Volk. Nach der Beschäf-
tigung gehört etwa die Hälfte desselben der Landwirtschaft, die andere
Hälfte dem Gewerbestand, der Großindustrie und dem Handel an. Fast alle
Zweige der Industrie sind bei uns vertreten; von besonderer Bedeutung
sind: Textilindustrie, Metallwarenfabrikation, Maschinenbau, Bijouterie,
Uhrenindustrie, Musikinstrumentenfabrikation, Möbel- und Lederindustrie,
Eisengießerei, Papierfabrikation, Gewehr- und Pulverfabrikation.
Für das Bildungswesen ist in unserem Vaterlande aufs beste
gesorgt. Analphabeten d. h. Leute, die uicht lesen und schreiben können,
gibt es bei uns kaum. Das niedere Schulwesen hat in jüngster Zeit
große Fortschritte gemacht. Die Volksschulen verteilen sich aus 2102
Schulorte, 1379 evangelische uud 854 katholische, wobei 131 Schulorte mit-