86 Köln, die Königin des Niederrheins.
bis zur Brückenlage vom Nullpunkt des Kölner Pegels beträgt 16,g m. Die
Breite der ganzen Brücke mißt 16 in, wovon die Eisenbahnbrücke 7,s m, die
Chaussee- und Fußgängerbrücke 8,5 111 einnehmen. Zu Beginn und am Ende
der Brücke prangen die stolzen Reiterstatuen der Könige Friedrich Wilhelm IV.,
von Bläser in Erz gegossen, und auf der Deutzer Seite Wilhelm I. von Drake.
Die mit zwei Geleisen versehene Eisenbahnbrücke hat ein doppeltes, die Chaussee-
brücke ein einfaches Gitterwerk. Das Gitter ist 27 Fuß hoch und besteht aus etwa
5 Zoll breiten und 1 Zoll dicken Eisenstäben, welche, schräg und kreuzweise über
einander genietet, Quadrate von ungefähr 3 Fuß bilden, die mit einer Spitze
nach unten gerichtet sind. Das Eisenwerk ward unter Leitung des Herrn Weidt-
mann in Dortmund gefertigt und sein Gesammtmaterial beträgt 10 Millionen
Pfund Eisen. Nicht minder großartig waren die Vorbauten auf dem Lande;
es war vom Fuße des Doms aus über den Frankenplatz und das gleichnamige
Werft eiue 36 Fuß breite Auffahrt erforderlich und hierzu ein Viadukt vou
20 Bogen mit 20 Fuß Spannweite, sowie ein 34 Fuß breiter Bogen über eine
Straße, um die Fahrbahn in einer Steigung vou 3 :100 zu erreichen. Außerdem
fährt die Eisenbahn selbst über einen Viadukt, welcher vom Frankenwerst bis
zum Centralbahnhos reicht. Die ganze Anlage vom Rheinischen bis zum Köln-
Mindener Bahnhof erstreckt sich ungefähr 3850 Fuß weit.
Am jetzigen Stirnpfeiler am Werft begann die Arbeit unter Banrath
Lohfe's Leitung am 6. Juni 1855 uuter großen Schwierigkeiten wegen des
bedeutenden Wasserandrangs. Da mußte Tag und Nacht gepumpt werden,
während zu gleicher Zeit gegraben und gemauert wurde. Trotzdem wuchs die
Höhe der Mauer bis zur Werfthöhe, und so konnte schon am 3. Oktober der
Grundstein zur Brücke durch den König gelegt werden. Das Werk schritt rüstig
voran, so daß schon am 19. Sept. 1859 der erste Eisenbahnzug passireu konnte.
Am 3. Oktober wurde der Verkehr feierlich eröffnet und mit ihm in: vollsten
Sinne des Wortes das östliche Europa mit dem westlichen verbunden. Denn
es brausen die Eisenbahnzüge von Rußland, vom Schwarzen Meere, von der
Ost- und Nordsee, vom Süden bis zu den Alpen, im Westen bis zum Atlan-
tischen Ozean und im Nordwesten bis an die Nordsee über den duldenden Strom.
Außerdem verbindet eine 1306 Fuß lange und 24 Fuß breite Schiff-
brücke beide Ufer; sie besteht aus 39 Schiffen und hat eine Tragkraft bis zu
150 Centnern. Dieselbe bietet an Sommerabenden ein bewegtes Treiben, da
sie den Kölnern eine beliebte Promenade ist. Das Brückengeld von 2 Pfg.
bringt jährlich das Dreifache der Erhaltungskosten, ca. 180,000 Mark, ein. —
Als ein herrlicher Ueberrest aus der Zeit der Freiheitskämpfe ragt am oberen
Ende der Stadt stolz über den Rhein der alte Bayenthurm mit seinen gewal-
tigen Mauern und Zinnen, Gitterfenstern und Wappenschildern empor. Der
Name stammt entweder von einem daselbst gelegenen Dorfe Baien oder nach
Simrock von den „Baien oder Boien", d. h. Ketten, mit welchen die Erzbischöse
zu verschiedenen Zeiten den Rhein dort zu sperren versuchten. Noch jetzt hat
der Name als „Kettenthurm" seine symbolische Bedeutung, denn er dient theil-
weise als Militärgesängniß.
Erzbischos Engelbert II. erbaute, nachdem er sich 1261 durch Verrath
der Stadtschlüssel bemächtigt hatte, die Zwingburgen am Baien und zu Ryle.
Gegen seinen Druck erhob sich einKölnerBürger, Eberhard vom Buttermarkt,