Full text: Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel (Bd. 8)

Schweidnitz im Siebenjährigen Kriege. 251 
streckten am 18. April 1758 die Österreicher die Waffen und wurden Kriegs- 
gefangene. Auf diese Weise war Schweidnitz wieder in die Hände der Preußen 
gefallen. Kurze Zeit hatte die österreichische Herrschaft gedauert; lange genug 
hatte sie den Bewohnern geschienen, die der Drangsale so viele zu bestehen 
gehabt hatten. Wiederum mußte der österreichische Doppeladler dem preußischen 
einfachen Adler weichen, die Väter und Beamte der Stadt wurden wieder für 
König Friedrich in den Eid genommen, die Gebäude wurden nur notdürftig 
wieder hergestellt, weil zu befürchten stand, daß die Stadt im Verlaufe des 
Krieges von einer abermaligen Belagerung heimgesucht werden könnte. 
Kaum hatte in dem verhängnisvollen Jahre 1761 Friedrich sein Lager 
bei Bunzelwitz in der Nähe von Schweidnitz verlassen, als die Festung von den 
Österreichern angegriffen wurde.' In Schweidnitz waren ungefähr 500 Ge- 
fangene, unter ihnen der Major Roea, der sich das besondere Vertrauen des 
Kommandanten von Zastrow erworben und dem man mehr Freiheit bewilligt 
hatte, als ratsam war. Roca hatte Gelegenheit, alle die Plätze zu erspähen, 
die schwach verteidigt waren, und dem österreichischen General Laudon darüber 
Mitteilungen zukommen zu lassen. Die Besatzung bestand aus nur 3800 Mann, 
unter denen mehrere von nicht ganz zuverlässiger Gesinnung waren. Am 29. 
September verabredeten sich der österreichische Generalfeldzeugmeister Laudon 
und der russische General Czernitschesf eine Überrumpelung der Festung; die 
Nacht vom 30. September zum 1. Oktober wurde-zur Ausführung des kühnen 
Wagestückes bestimmt. Der Kommandant von Zastrow war nicht ganz in Un- 
kenntnis über den feindlichen Anschlag gelassen teils durch Überläufer und 
Bauern, teils durch eigne Wahrnehmungen. Er traf deshalb seine Vorkehrungen, 
so gut er konnte. In der festgesetzten Nacht langten die Österreicher und Rusfen 
gegen 2 Uhr in aller Stille bei der Festung an. Tapfer wurde gefochten, aber 
der Widerstand der Preußen war erfolglos. Um 6 Uhr waren die Österreicher 
Meister der Stadt. Sie hatten den Sieg teuer erkauft, denn sie hatten über 
1500 Mann eingebüßt. Wieder begann die Plünderung. Mit Hieben und 
Kolbenstößen wurden die Bürger mißhandelt, und rührend war es anzusehen, 
wenn Kinder sich unter heißen Thränen an die Soldaten schmiegten und um das 
Leben ihrer Eltern baten. Schränke, Tische, Kisten und Kasten wurden gewaltsam 
aufgerissen; Kasfengelder, Kaufmannswaren, das bare Vermögen der Bürger 
und wertvolle Effekten wnrden ein Raub der Plündernden, viele der Reichsten 
kamen in wenigen Stunden an den Bettelstab. Dabei ist zu erwähnen, daß 
die Rusfen die größte Mäßigung zeigten und sich nicht am Plündern beteiligten. 
So war Schweidnitz wieder in den Händen der Österreicher und hatte 
zum drittenmal in diesem Kriege seinen Oberherrn gewechselt. Die Bürger 
ertrugen, was sie nicht ändern konnten, denn sie waren schwer geprüft. Die 
Österreicher suchten sofort mit 6000 Soldaten und Bauern die Werke der 
Festung wieder herzustellen und noch fester zu machen, als sie vor der Er- 
stürmung waren; sie boten alle Mittel auf, den Platz zu behaupten, während 
Friedrich, den die Nachricht von der Erstürmung der Festung sehr niedergebeugt 
hatte, Zeit und Gelegenheit suchte, den Waffenplatz, dessen Wichtigkeit für den 
Feldzug in Schlesien er mit richtigen Blicken ermaß, wieder zu erobern. 
Als die Preußen am 21. Juli 1762 bei Burkersdorf gesiegt hatten, 
schritten sie zur Belagerung des Platzes, der nun außerordentlich fest war,
	        
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