fullscreen: Geschichte der Neuzeit (H. 3)

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Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 
rhein einrücken. Sofort trat der Kurfürst von Brandenburg den Fran- 
zosen am Rhein entgegen, entriß ihnen Bonn und schützte das nord- 
westliche Deutschland. Bald kam ein Bündnis zwischen ihm, dem 
Kaiser, dem Reiche, Holland und England zustande. Ludwig' XIV. 
sah ein, daß die Franzosen die Psalz gegen die feindlichen Heere nicht 
würden behaupten können. Um ihnen dort wenigstens keine Stützpunkte 
und Vorräte zu überlassen, gab er den Befehl, die Pfalz auszuplündern 
und m etne Wüste zu verwandeln, und da die Kaiserlichen noch an der 
unteren Donau gegen die Türken beschäftigt waren, konnte der unmenfch- 
liche Befehl ungehindert ausgeführt werden. Mit Heidelberg ließ 
1689. er den Anfang machen. Das Schloß wurde in eine Ruine verwandelt, 
ein großer Teil der Stadt in Asche gelegt, die Bewohner wurden miß- 
handelt und getötet. Zum Andenken an die Mordbrennerei ließ Lud- 
wig XIV. eine Denkmünze prägen, die das brennende Schloß zeigt und in 
lateinischer Sprache die Worte: „Heidelberg ist zerstört worden. Der 
König sprach, und es geschah." Ähnliches Schicksal hatten Worms, 
Speier (wo sogar die Kaisergräber geplündert wurden) und Hunderte von 
kleineren Städten und Dörfern. Die Äcker wurden verwüstet, Obstbäume 
und Weinstöcke umgehauen. — Im weiteren Verlaufe des Krieges, der in 
den Niederlanden, am Rhein, in Oberitalien und zur See geführt wurde, 
behielten zwar die französischen Waffen infolge der Uneinigkeit der Gegner 
ganzen die Oberhand; doch war Frankreich so erschöpft, daß es beim 
1697. Friedensschluß 1697 keine neuen Erwerbungen machte. 
2. Prinz Eugen, der Türkensieger. Er stammte aus dem Fürstenhause Sa- 
voyen. Als Knabe wurde er für den geistlichen Stand bestimmt. Sein soldatischer 
Sinn drängte ihn jedoch in die militärische Laufbahn. Er meldete sich zum Eintritt ins 
französische Heer, wurde aber wegen seines schwächlichen, unschönen Aussehens abge- 
wiesen. Da trat er in das Heer des Kaisers und zeichnete sich nicht nur durch große 
Tapferkeit aus, sondern war bald wegen seines menschenfreundlichen und doch hoheits- 
vollen Wesens der Liebling der Soldaten. Schon mit 34 Jahren bekam er den Ober- 
1697. befehl gegen die Türken. Durch den entscheidenden Sieg bei Zenta 1697 wurden 
Ungarn und Siebenbürgen für Österreich gewonnen. Als die Türken in späteren 
Jahren das Verlorene wiedererobern wollten, schlug Prinz Eugen sie unter den 
Mauern Belgrads („Prinz Eugen, der edle Ritter"). Seitdem hörten die 
Türken auf, der Schrecken des Abendlandes zu sein. 
3. Preußen ein Königreich, 1701. Bei seiner Vorliebe sür Glanz und 
Pracht wünschte Kurfürst Friedrich III. die Macht, die der Staat tatsächlich 
besaß, durch Erhebung zum Königtum auch anerkannt zu sehen. Daß Wil- 
Helm von Oranien König von England, der Herzog von Hannover Kurfürst 
(neunte Kurwürde) und August der Starke von Sachfen^König von Polen 
geworden war, mußte ihn in diesem Wunsche bestärken. Kaiser Leopold, 
an den er sich in dieser Angelegenheit wandte, hatte zuerst Bedenken. Als ihm 
aber der Kurfürst für den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich feine Hilfe 
zusicherte, erteilte er ihm die Einwilligung, sich König in Preußen nennen
	        
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