Full text: Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel (Bd. 8)

330 Die schlesische Hauptstadt und ihre Umgebungen. 
Das Htldengrab zn krieblowitz. Von Breslau aus führt uns in süd- 
westlicher Richtung die Freibnrger Bahn nach dem Städtchen Kanth, das an 
der Weistritz liegt, dessen 2951 Einwohner sich hauptsächlich vom Ackerbau und 
von der Töpferei ernähren. Eine halbe Stuude oberhalb der Stadt liegt, eben- 
falls an der Weistritz, das Dorf Krieblowitz, wo der Fürst Blücher, der Mar- 
schall Vorwärts, die letzten Jahre seines Lebens zubrachte, indem er sich mit 
Landwirtschaft beschäftigte. Wie thateureich war das Leben, das hier sein 
Ende fand! Gebhard Leberecht von Blücher wurde 1742 zu Rostock geboren. 
Ohne Wissen seines Vaters nahm er als schwedischer Husar während des Sieben- 
jährigen Krieges Dienste, geriet in preußische Gefangenschaft, trat in preußische 
Dienste und wurde bald Stabsrittmeister. Als er sich 1772 durch Einschub 
gekränkt fühlte, nahm er seinen Abschied, kaufte sich iu Pommern an und wurde 
Landrat. Nach Friedrichs II. Tode stellte ihn Friedrich Wilhelm II. wieder in 
die Armee ein, und zwar in dasselbe Regiment, aus dem er geschieden war, 
unmittelbar vor den Major, der ihm einst vorgezogen war. In den Rhein- 
seldzügen zeichnete er sich als Oberst aus, kehrte 1794 als Generalmajor zurück, 
that den siegreichen Franzosen im Anfange nnsres Jahrhunderts erheblichen 
Schaden und wirkte im Freiheitskampfe in mehreren Schlachten entscheidend. 
Im Jahre 1813 übernahm er, 71 Jahre alt, den Befehl der preußischen Armee 
von 25 000 Mann, zu denen 15 000 Russen stießen; er focht bei Lützen. Bautzen 
und Hainau, siegte an der Katzbach, ging bei Wartenburg über die Elbe, trug 
durch das Gefecht bei Möckern am 16. und später am 18. Oktober viel zur 
Entscheidungsschlacht bei Leipzig bei, überschritt am 1. Januar 1814 bei Kaub 
den Rhein, drang rasch gegen Paris vor, stürmte den Montmartre, wodurch 
Paris fiel. Im Jahre 1815 befehligte er die 115 000 Mann starke preußische 
Armee in Belgien, wurde von Napoleon bei Ligny geschlagen, erfocht mit 
Wellington den Sieg bei Belle-Alliance am 18. Juni und stand schon am 29. 
Juni wieder vor Paris. Friedrich Wilhelm III. schus einen besondern Orden, 
das eiserne Kreuz in einem Stern mit goldenen Strahlen, nur für ihn. Nach 
dem Kriege zog sich Blücher auf sein Gut Krieblowitz zurück, wo er starb. Im 
Volke lebt der Held noch fort als Marschall Vorwärts. In Berlin steht des 
Helden Statue mit gezücktem Schwerte gegenüber der Königswache, in Breslau 
errichtete ihm die dankbare Stadt ein Monument; der König Friedrich Wilhelm IV. 
ließ über seiner Grust in Krieblowitz ein kolossales Denkmal aus Granitquadern 
errichten, des Mannes würdig, der von der ganzen deutschen Nation dankbar 
verehrt wird. Wohl weilt der Wanderer gern bei dem Denkmal im Schatten 
dreier Linden und denkt der großen ehren- und ruhmreichen Zeit; wem es aber 
nicht vergönnt ist, in Krieblowitz des alten Blücher zu gedenken, der nimmt sich 
ein Denkmal zu Hand, das den Helden nicht weniger ehrt als der Marmor, ein 
Denkmal, das dem siegreichen Feldherrn Ernst Moritz Arndt setzte, indem er sang: 
„Was blasen die Trompeten, Husaren heraus! 
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus; 
Er reitet so freudig sein mutiges Pferd, ^ 
Er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert. 
O schaut, wie ihm leuchten die Augen so klar! 
O schaut, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar! 
So frisch blüht sein Alter, wie greifender Wein, 
Drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein."
	        
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