340 Der schlcsische Schlachtenfluß, die Katzbach.
der Nacht, die andern verfielen bald in festen Schlaf. Auch der müde König
hatte sich bei einem Feuer hingestreckt und schien, in seinen Mantel gehüllt, ein-
geschlummert zu fein, wie einst Alexander vor der Entscheidungsschlacht von
Arbela. Nicht lange darauf, als eben das erste Dämmern des sehr nebeligen
Morgens sichtbar wurde, kam der Major von Hundt vom Rekognoszieren zurück-
gesprengt und rief laut und hastig: „Wo ist der König? wo ist der König?"
„Hier ist er", rief ihm der General von Schenkendorff zu. Der König aber,
wie aus dem Schlafe auffahrend, fragte: „Was ist? was ist?" „Jhro Majestät,
der Feind ist da!" erwiderte der Major. Friedrich schien der Aussage nicht
vollen Glauben schenken zu wollen. Da versicherte von Hundt nachdrücklich:
„Jhro Majestät, hole mich der Teufel, der Feind ist da; ich bin selbst auf feine
Infanterie gestoßen und nicht 24 Schritt von ihr gewesen; er hat alle meine
Vedetten schon zurückgeworfen und ist kaum 400 Schritt mehr entfernt." „Halt'
Er ihn fo lange als möglich aus", war des Königs Antwort, und nnn rief er:
„Pferd her!" Sogleich bestieg er dasselbe und bemerkte, daß Hundt sich nicht
getäuscht hatte. „Wie wird es gehen, mein lieber Schenkendorsf?" fragte er
den bei ihm stehenden General. „Ich will einmal die Bursche fragen", ant-
wortete dieser. „Nun, Grenadiere, was meint ihr? Werdet ihr als ehrliche
Kerls fechten?" „O ja", riefen sie, „wenn Sie uus anführen, soll sie der
Teufel holen!"
So erstaunt der König war. den Feind vor sich zn sehen, so erstaunt war
auch Laudon, daß er den König auf den Pfaffendorfer Höhen fand, denn der
Lberstkommandierende Daun hatte seinen Plan entworfen unter der Annahme,
daß der König noch in seinem alten Lager sei. So begann denn im Morgengrauen
die Schlacht. Die Artillerie auf dem Rehberge mit zehn schweren Zwölf-
pfündern fügte den Österreichern empfindlichen Schaden zu. Laudon, der mit
Dann vereint den König überfallen sollte, sah sich dem gewandten Gegner allein
gegenüber und wußte seine Kräfte zusammenzunehmen. Die preußische Ka-
vallerie auf dem linken Flügel eröffnete den Kampf nicht mit Glück, die Dra-
goner wurden geworfen, bis der General von Bülow dem weiteren Vordringen
der Österreicher ein Ende machte und sie in die Sümpfe trieb. Der König be-
gann auf dem rechten Flügel den Angriff; die Österreicher kamen ins Weichen,
und dies erhöhte den Mut des linken preußischen Flügels. Der Major von
Möllendorf drang mutig vor, warf die Feinde aus dem Dorfe Panten, machte
viele Gefangene und eroberte mehrere Geschütze. Immer neue Truppen führte
Laudon ins Feuer; doch hielten die Preußen unerschrocken und heldenmütig
stand. Insbesondere erwarb sich das Regiment Bernburg deu höchsten Grad
militärischer Auszeichnung. Dieses Regiment hatte am 21. Jnli 1760 bei der
Belagerung von Dresden die Aufgabe, die Laufgräbeu zu decken. Wie tapfer
es auch focht, es mußte der Übermacht der Österreicher weichen, weil es nicht
zu rechter Zeit unterstützt wurde. Der König, über den ganzen Gang der Be-
lagerung ohnehin verstimmt, geriet über diesen Vorfall in solchen Zorn, daß
er, um die beiden ersten Bataillone des Regiments, die zuerst gewichen waren,
zu bestrafen, ihnen die Säbel abnehmen und die Hutschnüre abschneiden ließ.
Eingedenk der unverdienten Schmach, die das Regiment vor Liegnitz tilgen
wollte, rückte es in geschlossener Linie und mit gefälltem Gewehr gegen die
feindliche Kavallerie vor, schlug alle Angriffe derselben ab, stach eine Menge