Full text: Deutsche Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2, H. 2)

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Namen seiner Regierung von dem in Ems weilenden König Wilhelm 
die schriftliche Erklärung, auch in Zukunft die Bewerbung eines hohen- 
zollernschen Prinzen um die spanische Krone nicht dulden zu wollen. Als 
der preußische König solche Anmaßung mit würdiger Entschiedenheit 
zurückwies, erklärte Frankreich Mitte Juli 1870 den Krieg. Aber um- 1870—187t 
sonst hatte es aus die Spaltung und Uneinigkeit des deutschen Volkes 
gerechnet. Auf die freche Herausforderung erhob sich ganz Deutschland 
wie ein Mann. Kaum 14 Tage nach der Kriegserklärung schon standen 
500000 Mann in drei Heeren am Rheine bereit, die Grenze zu schützen; 
Steinmetz führte das eine, Prinz Friedrich Karl das andere, Kronprinz 
Friedrich Wilhelm das dritte. Den Oberbefehl übernahm König Wilhelm 
selbst. 
3. Inwiefern der Krieg dem Kaiser der Franzosen den Thron 
kostete. Bei Weißenburg errang am 4. August der Kronprinz den 
ersten Sieg; bei Wörth schlug er zwei Tage später den französischen 
General Mac Mahon (fpr. Maong) in die Flucht. Steinmetz erstürmte 
die Spich er er Höhen bei Saarbrücken. Bei Metz wurden am 14., 
16. und 18. August drei blutige Schlachten geschlagen und Bazaine 
(spr. Basähn) in die Festung Metz zurückgeworfen, wo ihn Prinz Friedrich 
Karl festhielt. Die dritte und die neugebildete vierte Armee (unter 
Kronprinz Albert von Sachsen) begaben sich aus den Vormarsch, um 
Mac Mahon zu suchen. Sie trafen ihn an der Maas, als er eben im 
Begriff war, an der belgischen Grenze entlang nach Metz zu ziehen, um 
Bazaine zu entsetzen. Durch den Sieg von Beaumont (spr. Bomong) 
warfen sie ihn aus Sedan (spr. Sedang) zurück. Nach neuer Schlacht 
blieb den Franzosen nichts übrig, als die Waffen zu strecken. Kaiser 
Napoleon wanderte als Gefangener nach Wilhelmshöhe bei Kassel. 
Festung und Heer (83000 Mann) kapitulierten am 2. September 1870. 
In Paris schob man alle Schuld auf Napoleon, entsetzte ihn des Thrones 
und wandelte Frankreich in eine Republik um. 
4. Wie Frankreich auch im weiteren Kampfe unterlag. Da die 
Häupter der neuen Republik (Favre, spr. Fahwr, Gambetta) von Frieden 
nichts wissen wollten, so marschierten die deutschen Heere gegen Paris 
und schlossen die durch starke Forts (fpr. Fohrs) und zahlreiche Truppen 
verteidigte Weltstadt von allen Seiten ein. Straßburg war Ende 
September gefallen; Metz hatte Ende Oktober kapituliert. Immernoch 
hielt sich Paris; es hoffte auf Entsatz durch die neugebildeten republi¬ 
kanischen Armeen. Als aber Manteuffel die Nordarmee besiegt, 
Prinz Friedrich Karl die an der Loire (spr. Loahr) zersprengt und 
Werder die Ostarmee über die Schweizer Grenze gedrängt hatte, da 
kapitulierte Paris Ende Januar 1871. Ein Waffenstillstand machte den 
Feindseligkeiten vorläufig ein Ende. Nach seinem Ablauf willigte Frank¬ 
reich in den ihm diktierten Frieden: es gab Elsaß-Lothringen an 
Deutschland zurück und zahlte 5 Milliarden Franken Kriegskosten. Unter¬ 
dessen hatte König Wilhelm auf Wunsch der Fürsten und des deutschen 
Volkes am 18. Januar 1871 zu Versailles (sp. Wersas) in feierlicher 1871. 
Versammlung sich bereit erklärt, die Kaiserkrone des Deutschen Reichs 
für sich und seine Nachkommen anzunehmen. So ist das deutsche Kaiser¬ 
reich wieder ausgerichtet und Deutschland völlig geeint worden.
	        
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