Full text: Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) (Bd. 2)

32. Die Provence und ihre Küstenstädte. 169 
Reede liegenden Hügel und Berge sind damit besetzt. So ist Toulon eines 
der furchtbarsten aber auch kostspieligsten Bollwerke Europas. 
Wenig östlich von Toulon liegt die Stadt Hysres, welche sich, vom 
Meere durch Küstensümpfe und Salinen getrennt, aus einer Gartenebene aus- 
breitet, die mit freundlichen Landhäusern förmlich übersät ist. Die im Süden 
vorliegenden Inseln sind nur schwach bevölkert, und nur selten verliert sich 
ein Fremder iu ihre Thäler, obgleich die Landschaften dieser Inseln zu den 
schönsten des Südens gehören. 
Weiterhin liegt St. Tropez in einer der entzückendsten Gegenden Frankreichs. 
An St. Tropez mit seiner kleinen Citadelle und seinem Leuchtturme und 
dem alten Frejus vorbei, das zur Zeit der Römer groß und glänzend war, 
gelangt man alsdann leicht zu Schiffe nach Cannes, dem vornehmsten aller 
Winterausenthaltsorte. Das arg zerklüftete Esterelgebirge schiebt hier plötzlich 
seine aus Grauit, Gneis und Porphyr bestehende Masse gegen das Meer vor und 
bildet Vorgebirge, die prachtvolle Ausblicke auf die Golfe des blaueu Meeres 
gewähren. Überraschend für den Fremden ist das Gemisch von Pflanzen, die 
den verschiedensten Erdstrichen angehören; denn afrikanische Aloen, australische 
Eukalypten wachsen hier an der Seite nordischer Nadelhölzer. Trotz der 
Kleinheit und Unsicherheit des Hafens von Cannes ist der Seehandel der 
Stadt bedeutend und steht wenig gegen den von Nizza zurück. Cannes ist 
der natürliche Hafen von Grasse, welches 12 km landeinwärts liegt und am 
Südabhange eines Kalkberges aufsteigt. Die Ebeue, welche sich unterhalb der 
Stadt Grasse ausbreitet, ist mit einem Walde von Ölbäumen bedeckt, der das 
meiste Öl der ganzen Provence liefert. In den Gärten stehen die Orangen- 
nnd Citronenbäume im freiem Lande uud bringen doch ihre Früchte vollständig 
zur Reife. Hie und da steigen die Kronen von Palmen über Rosen- und 
Jasmindickichten auf. Merkwürdig ist Grasse besonders durch die Bereitung 
seiner Essenzen, Parsümerien und Liqueure, die seit der Mitte des vorigen 
Jahrhunderts sich hier heimisch gemacht hat. Während des Monats Mai — 
der wichtigsten Zeit für die Destillation — verbrauchen die Parsümeriefabriken 
von Grasse mehr als eine Mill. Kilogr. Rosen, abgesehen von Blüten anderer 
Art wie Jasmin-, Veilchen-, Orangen-, Reseden-, Akazien-, Heliotropblüten. 
Die Veilchen ernte ist alljährlich eine außerordentliche. Alle Abhänge, alle, 
Bergwiesen und Buschwälder sind von ihnen blau gefärbt, selbst während des 
Winters. Auf Feldern, an Hecken, in Gärten zieht man Rosen; weite Flächen 
sind mit blühendem Heliotrop bedeckt und strömen süßen Vanillednst aus. 
Außerdem fammelu die Viehhirten der Niederalpen sorgfältig auf ihren Bergen 
die Blüten des Thymian, Lavendel, Rosmarin und verkaufen sie an die 
Händler von Grasse. 
^enseit des Var liegt das schöne Nizza, das gegen Nordwinde tresslich
	        
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