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A. Auf der Pyrenäenhalbinsel
die capa, den mit längsgestreiften, grellfarbigen Wollenstoffen gefütterten
Flügelmantel, mit dem er vorsichtig Hals nnd Mnnd schützt und den er male
risch zu tragen versteht. Er wirft nämlich den Zipfel des einen Flügels so
geschickt über die Schulter der andern Seite, daß die grellfarbige Unterseite zn
sehen ist. Trotz der ängstlichen Vorsicht der Bewohner wird Madrid doch
ost das Grab der Gesundheit, und die vornehme Welt flüchtet sich im Sommer
nach dem Süden oder in die Seebäder — ja wohl auch nach Lissabon, der
portugiesischen Residenz, welche in Hinsicht auf die landschastliche Lage, wie auch
auf die architektonische und monumentale Schönheit die spanische Hauptstadt
entschieden übertrifft.
Nach Passarge u. a.
3. Valencia und seine Umgebung.
Der Reisende, der von Norden kommend die pyrenäische Halbinsel betritt,
fühlt sich erst in der Landschaft Valencia in Spanien, d. h. dem Spanien,
wie wir es uns vorzustellen pflegen, das die Dichter besingen, in dem sich
uns zum ersten Male die Herrlichkeit nnd der Reichtum südlicher Himmelsstriche
ganz erschließt. Dieses „maurische Paradies", eiue der schönsten uud am besten
angebauten Provinzen des Landes, trägt seinen Namen nach der Hauptstadt
Valencia, der Stadt des Cid, nach dem sie sich mit Stolz zn nennen pflegt.
Etwa eine Stunde von dem Meere entfernt hat sich die Stadt bei dem Orte
el Grao einen Hafen geschaffen, der von ausgezeichneten langen Molen um
schlössen den Schiffen eine sichere Landung gewährt. In der heißen Jahres-
zeit belebt sich die Strandvorstadt durch eiu zahlreiches Badepnbliknm, das sich
hier der erquickenden Seelust erfreut. Außer einer Eiseübahn, die aus der
ganzen Strecke durch einen Orangenwald läuft, der die Zweige mit den duften¬
den goldenen Früchten förmlich in die Wagenfenster hineinreicht, vermittelt
eine schöne breite Straße, mit vier Baumreihen von Platanen uud Akazieu
bepflanzt, die Verbindung mit der Stadt. Die Mitte der Straße ist für Fuhr-
werke nnd Reiter bestimmt, nnd zwar verkehren hier viele der landesüblichen
Tartanen. Es sind zweirädrige, einspännige, kastenähnliche Fahrzeuge für 6 bis
8 Personen, mit seitwärts eingerichteten Sitzen, niedrigem Verdeck und auch
seitwärts geschlossen, sodaß man nur nach vorn uud hinten in das Freie sehen
kann. Der Kutscher hat seinen Sitz voru außerhalb des Kastens und zwar
seitwärts auf einem kleinen Brett über dem rechten Arm der Gabel, in welche
das Pferd eingespannt ist. Die eine Seite der Straße ist für Fußgänger be-
stimmt, die andere wird von einer Pferdebahn benutzt.
Die Fahrt zur Stadt gewährt mancherlei Unterhaltung. Man überschaut