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F. Österreich-Ungarn.
Unterlaufe bieten wenig Schönes. Das hohe, rechte Ufer fällt steil nach dem Strome
ab, das linke ist völlig flach. Die Teilung des Bettes vermehrt sich ins Unglaubliche,
und besonders auf dem linken Ufer zeigen fich Wasserstopfungen in Form von Seen,
Sümpfen und toten Armen. Zwischen Schilf und Rohr taucht hin und wieder aus
dem Gewässer der schwarze Kopf eines Büffels auf. Die Wohnungen der Menschen,
besonders die namhafteren Städte liegen fast ohne Ausnahme auf dem höher
ansteigenden bulgarischen User. Wir gleiten an Widdin und Nifopoli vorüber
und gelangen nach Rustschuck, das durch Eisenbahn mit Varna verbunden ist
nnd einen lebhaften Handel betreibt. Ein änßerst buntes Leben herrscht ans
dem Stromufer in der Nähe der Landungsbrücke. Außer Rindern und Büffeln
sieht man herrenlose Hunde, sowie Esel, die als Reittiere eine große Rolle
spielen. Zahllose Müßiggänger stehen am User und betrachten das stillliegende
Dampfboot. Die Tracht der Leute ist teils europäisch, teils orientalisch, allen
aber ist der rote Fes gemeinsam. Jeder vornehme Mann hat einen Kawaß
(Diener) hinter sich gehen, der ein ganzes Zeughaus von Hieb-, Stich- und
Schußwaffen an seinem Leibe trägt, aber selten Gebranch davon macht.
Silistria, die bedeutendste der bulgarischen Festungen, hat in den türkisch-
russischen Kriegen nicht bloß einmal eine hervorragende Rolle gespielt. Unter-
halb dieser Stadt geht vou der Donau der Trajanswall ab, ein von den
Römern zu Verteidigungszwecken errichteter Erdwall, der eine Höhe von
3—6 m hat und erst am Schwarzen Meere endet.
Die meist aus Steppeu bestehende, im Norden jedoch gebirgige Hochebene
der Dobrudscha zwingt alsdann den Strom, eine rein nördliche Richtung ein-
zuschlagen. Erst vou Galatz an wendet sich derselbe gegen Osten. Um nun
den so entstehenden großen Donaubogen abzuschneiden, hat man an der
schmälsten Stelle jener Landschaft eine Eisenbahn angelegt, welche bei Küstendsche
an das Schwarze Meer gelangt. Oberhalb der Einmündung des Sereth liegt
an der Donau Braila, ein Hauptausfuhrplatz der Walachei für Getreide, be-
fonders Weizen. Nördlich davon folgt Galatz, das „rumänische Hamburg",
welches den wichtigsten Stapelplatz für die Bodenerzeugnisse der Moldau bildet.
Obwohl von der Snlinamündnng auf dem Wasserwege 150 km entfernt, kann
es doch für eine Seestadt gelten und steht mit Wien, Konstantinopel und Odessa
durch regelmäßige Dampfschiffahrt in Verbindung. Vou Galatz abwärts treten
links bedeutende Landseen an die Donau heran. Hinter Galatz gewähren
ebenfalls links vom Strome weitgedehnte Schilfebenen, die nur durch die
Spiegel mehrerer großen Seen eine Unterbrechung siuden, ein sehr eintöniges
Bild, währeud zur Rechten die hintereinander gelagerten Bergketten der nörd-
lichen Dobrudscha mit ihren Spitzen und Kuppen aussteigen und aus dunkelen
Qnerthälern anmutige Ortschaften hervorschauen.
Nun teilt sich in der Nähe des verödeten Tnltscha, das bei seiner