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keinen Schutz mehr gewährten, steckten die Bürger ihre eigene Stadt 
in Brand und zogen sich auf die befestigte Dominsel zurück, dort sind 
sie unbesiegt geblieben. 
Damals, als das bedrohte Schlesierlaud auf sich allein ange- 
wiesen war, sammelte Herzog Heinrich, genannt der Fromme, ein Heer 
aus deutschen und polnischen Rittern, sowie aus deutschen Ansiedlern 
von Stadt und Land und beschloß, der einbrechenden Flutwelle einen 
Damm entgegenznbauen. Er wählte die Gegend von Liegnitz, welche 
seitdem die Wahlstatt genannt wird, zur Aufstellung seines Heeres 
und ordnete dasselbe in fünf Treffen. Das erste Treffen bildeten die 
Kreuzträger oder Kreuzfahrer, dazu 600 Bergknappen aus Gold- 
berg, das zweite Treffen die polnischen, das dritte die oberschle- 
sischen Heerscharen, dann folgten im vierten Treffen die deutschen 
Ordensritter unter dem Landmeister Poppo von Osterna; endlich 
das fünfte Treffen, bei welchem sich Herzog Heinrich in Person befand, 
bestand aus dem Kern der niederfchlesischen und der geworbeneu 
deutschen Krieger. Auch die Mongolen waren in fünf Schlachthaufen 
geteilt, aber jeder dieser Schlachthaufen war an Zahl stärker als das 
gesamte Heer der Deutschen und Polen. So durfte Herzog Heinrich 
wohl selbst nicht auf den Sieg hoffen, allein er wollte durch ein Bei- 
spiel christlichen Heldenmuts die heilige Begeisterung seiner Brüder und 
Glaubensgenossen entflammen. So befahl er gottesgetrost den Angriff 
auf den Feind (9. April 1241). 
Entschlossen und todesmutig rückte das erste Treffen vor und 
brachte den Feind zum Weichen. Als aber die Sieger sich zu hitziger 
Verfolgung verleiten ließen, wendeten sich die Mongolen plötzlich um, 
andere Kriegshaufen brachen ans dem Hinterhalte, sie griffen die Ver- 
folger von allen Seiten an und richteten das ganze erste Treffen 
zu Grunde. 
Nun rückten das zweite und dritte Treffen der Christen, die 
Schlesier und Polen, vor, die Niederlage der Brüder zu rächen. Lange 
schwankte der Sieg, da trat ein verhängnisvolles Mißverständnis ein. 
Ein polnischer Anführer rief den Seinigen in ihrer Sprache zu: 
„Zabiesze, zabiesze!" (b. h. Schlagt tot, schlagt tot). Die ferne von 
ihm Kämpfenben aber verstanben: „Biesze, biesze!" (b. h. Flieht, 
flieht). Um biese Zeit sahen bie Christen über ben Häuptern ber 
Mongolen plötzlich eine lange Stange erhoben, auf welcher ein 
Menschenkopf von gräßlichem Aussehen stak, ber einen gräulichen,
	        
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