b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 215
Gazelle-Halbinsel findet sich eine kleinere, ganz ungemein farbenprächtige
Gattun g° die leicht zu sangen ist, aber die Gefangenschaft durchaus nicht
ertragen kann. Nach wenigen Tagen stellte sich bei allen den eingebrachten
Exemplaren eine Art Krampf ein, der die Füße und Flügel in die merk¬
würdigsten Stellungen verzieht. Alle Gelenke schwellen dabei an, die
Sehnen werden steif, die Bewegungsfähigkeit hört auf, sie fallen von
ihrem Sitz, auf dem sie sich nicht mehr festzuhalten vermögen, und nach
kurzer Zeit erfolgt der Tod. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Er¬
nährung der Tiere dabei in Frage kommt, nur war es unmöglich, fest-
znstellen, was ihnen zu sagte oder sie schädigte. Sie pflegten mit großem
Vergnügen alles zu verzehren, was ihnen geboten wurde, bis ganz plötzlich
die Krankheit da war. Niemand hatte damals Zeit, den Gepflogenheiten
dieser schönen Tiere am Orte ihres Vorkommens Aufmerksamkeit zu
schenken, und von dem Kanaken erfährt man das Resultat etwa vor¬
liegender Beobachtungen nicht. Nur die Thatsache, daß die geschilderte
Krankheit auftritt, scheint ihnen bekannt zu sein, woraus sich wiederum
schließen läßt, daß auch ihnen die Lebensweise des Vogels fremd ist, den
der Verfasser niemals in gezähmten Exemplaren bei den Eingeborenen
angetrosfen hat. Am zahlreichsten an Individuen und Gattungen sind
die Tauben vertreten. Man findet mehrere Arten des sogenannten Tauben¬
papageies, deren eine durch einen hornigen Auswuchs von roter Farbe
an der Basis des Schnabels auffällt. Bon ebenso großer Farbenpracht
wie sein afrikanischer Vetter, erreicht er nicht ganz dessen Größe und Fett¬
leibigkeit, ist daher als Braten auch weniger geschätzt. Graue Tauben
bevölkern einige der Inseln in ungeheuren Scharen. Zwischen der Nen-
lauenburg-Gruppe und dem Festlande von Neupommern liegen zwei kleine
Felseneilande, die von uns die Taubeninseln genannt wurden wegen der
zahllosen Schwärme dieser Vögel, die hier ihre Ruheplätze und auch wohl
Brutstätten hatten und vielleicht auch noch haben, wenn die ihnen zuteil
werdende Nachstellung beschränkt worden ist. Des Tages über besuchen
diese Tauben die Neulauenburg-Jnselgruppe und Neumecklenburg, von wo
sie des Abends in dichten Scharen wieder zurückkehren. Auch die westliche
Ecke von Karrawarra war eine von ihnen bevorzugte Lokalität, bis Flinten¬
knall und Schrot ihnen den Aufenthalt verleideten. In geringerer An¬
zahl und nicht in Schwärmen pflegen drei andere Tanbenarten aufzutreten,
deren eine wegen ihres zierlichen Baues und netten Federkleides, braun
mit grünen Flügeln, besonderes Wohlgefallen erregt. Eine eigenartige
Gattung Taube trifft man in dem mittleren Teile Neumecklenburgs; auf
der Neulauenburg-Gruppe und der Gazelle-Halbinsel ist sie noch nicht be¬
obachtet worden, doch sott eine ihr wenigstens ähnliche Art in Nord¬
australien Vorkommen, wo sie ,,Torresstrait pigeon“ genannt wird. Sie
ist von mittlerer Größe, gelblichweißer Farbe und schwarz geränderten
Flügeln und Schwanz. Auf der Gazelle-Halbinsel kommt der Kasuar vor-