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gebildet. Germania secunda hatte in diesem engern Begriffe zur Ostgränze
die Schelde in ihrem untersten Laufe und eine Linie, welche die Orte
Jemappe, Marchienne an der Sambre und Dinant einschloss, zur Slidgränze
die Sur und die nördlichen Scheidegebirge des Moselthales, östlich und
nördlich den Rhein.
4. Belgica prima.
Gränzte nördlich an Germania secunda, östlich an Germania prima,
westlich an Belgica secunda und südlich an Maxima Sequanorum, und be¬
griff so das Trierische, Lothringen und die Gebiete von Metz, Toul und
V er dun.
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Nr. II.
Deutschland zur Zeit der Merovinger.
Durch die grosse Ausdehnung germanischer Herrschaft gegen Süd¬
westen und Süden wurden die von den suevischen Stämmen bewohnt ge¬
wesenen östlichen Theile unsres Vaterlandes entweder ganz oder grössten-
theils von Menschen entblösst. Die Gothen mit den, einen Haupttheil des
grossen Gothenvolkes bildenden lygischen Völkerschaften, die Van da¬
lisch en Stämme, die längs der Küsten der Ostsee ausgedehnten verwandten
Völker der Rugier, Scyrer, Heruler und Turcilinger, die War¬
ner, die Burgunder und Semnonen, die Markomannen, Quaden
und Juthungen, kurz sämmtliche deutsche Völker vom Böhmerwalde,
der Saale und Elbe ostwärts hatten ihre neue Iieimath in den römischen
Süddonauländern, in Italien, Illyrien, Gallien, Hispanien, ja selbst in Afrika
gefunden. Den leergewordenen Raum aber hatten, allmählig vorwärts
schreitend, die Slavcn besetzt, und zwar kommen für unsre deutschen
Lande die Obotriten an der Niederelbe, die Wilzen zwischen dieser
und der Oder, die Soraben südlich von ihnen, bis zum Erzgebirge und
westlich selbst bis über den Main hcrcinreichend, die Czechen im heuti¬
gen Böhmen und die Moraven oder Marhanen vom Riesengebirge
über die Karpathen bis an die Donau herab, in Betracht. Slaven andern
Hauptstammes waren um dieselbe Zeit — vielleicht schon in der Periode
des sinkenden Römerreiches — in den südöstlichen Alpenländem aus Illyrien
heraufgekommen und verbreiteten sich bis über die oberen Thäler der
Drau, Sau und Enns. Noch ist es Gegenstand wissenschaftlichen Streites,
ob das räthselhafte Slavenreich Samo’s alle Westslaven von den Soraben
südlich oder ausschliesslich nur die nördlichen oder nur die südlichen um¬
fasst habe; dass aber das Gebiet der Avaren in seiner grössten Ausdeh¬
nung vom Schwarzen Meere an die Ufer der Elbe, an die Enns und in die
norischen Berge gereicht, ist historisch festgestellt.
Unter den deutschen Völkern in Deutschland erscheint das der