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Auf dem Hauptblatte ist mit starker gelber Farbe der Umfang vom
deutschen Reiche Ludwig’s angegeben, wie es sich nach der Zer¬
stückelung von Lothar’s Reich 870 und 880 gestaltet und nach seinen
Hauptgränzen, mit Ausnahme der östlichen Erweiterungen und der im We¬
sten, aber erst in den letzten Jahrhunderten erlittenen Verluste, auch ge¬
blieben ist.
Die grossen Stammherzogthümer waren bald nach Karl’s Vernichtung
derselben unter seinen Nachfolgern wieder entstanden; das Gefühl und die
Nothwendigkeit der nationalen Zusammengehörung liess sich nicht ausrotten
und machte sich unter der schwachem Herrschaft sogleich wieder geltend.
Sie sind, nach den auf der Karte deutlich ersichtlichen Gränzen: Fries¬
land, dunkelgrün, das grosse Herzogthum Sachsen, kanninroth, in die
vier Theile Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingien
zerfallend. Ost franken, Francia orientalis, auch Austrasien ins¬
besondere, gelb, zum Unterschiede von dem heutigen Frankreich, welches
Westfranken oder Franzien hiess; zu ihm zählte auch Thüringen. Die
anfangs zu diesem Herzogthum Ostfranken gehörige sorabische Mark —
je nach den, von den Slaven gemachten Eroberungen wachsend — wurde
bald in die Nordthüringische, welche zu Sachsen gehörte und auch einfach
Nordmark hiess, und in die eigentliche Mark Thüringens, die ihren
alten Namen behielt und östlich der Saale lag, getheilt. — Lothringen, das
grosse Herzogthum an der Maas und Mosel, mennig-roth, der deutsche Antheil
vom Reiche Lothar’s, woher auch die Benennung stammt, 870 zwischen dem
deutschen und westfränkischen Reiche getheilt, 880 ganz von letzterem ab¬
gerissen. Die Linie mitten durch dasselbe ist jene der erstem Theilung.
Alemannien, karmin, mit den besonderen Gebieten von Eisass und
Rhätien. Karantanien, lichtgrün, mit den beiden Marken nördlich und
südlich der Drau, letztere auch besonders die Windische Mark ge¬
nannt. Endlich das Hauptland Bojoarien, wasserblau, von welchem sich
die späteren Karolingischen Könige Deutschlands zuweilen selbst noch Kö¬
nige von Bojoai’ien nannten. Vor dem erobernden Vordringen der Magyaren
gehörte zu diesem Herzogtlmme auch noch die Ava rische oder Ost¬
mark, die sich von der Enns bis gegen den Balaton hinab erstreckte.
Der nordöstliche, jenseits der Donau mit unbestimmbarer westlichen Gränz¬
ausdehnung liegende Landstrich hiess die Böhmische Mark. Das Her¬
zogthum Friaul, bald jedoch zertheilt, umfasste alle Länder nördlich um
das Adriatische Meer bis gegen die Drau herein.
In dem früher zu Westfranzien gehörigen Burgund empörte sich Graf
Rudolf 888 und stiftete das sogenannte transjuranischc Königreich Ober-
Burgund, moosgrün, während der südliche Theil als cisjuranisches oder
Nieder-Burgund, auch Königreich Provence oder von Arles —
nicht mit dem späteren grossen Arelat, das auch noch Obe"-Burgund um¬
fasste, zu verwechseln — unter eigenen Herrschern fortbesteht.