Full text: Hübnerus enucleatus & illustratus, Zweymal zwey und funfzig Lectiones aus der Politischen Historie, Worinnen Der Kern der Hübnerischen Historischen Fragen enthalten, und nach der bekannten und belobten Hübnerischen Lehr-Art Durch kurtze und deutliche Fragen also vorgetragen ist, daß ein paar fleißige Schüler einander sich selbst in dieser Wissenschaft feste setzen können

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Briefe mit und an den Kaiser war doch bald, daß es um 
Romanzoff und seinen ganzen Klüngel getan war und andere 
Männer, Stein an der Spitze, nebst Kotschubey, Lieven usw., 
oben zu schweben schienen. 
Für den Augenblick galt es jetzt, Großbritannien zu 
v oller Teilnahme und auch Schweden und Wenigermächtige 
zu gewinnen. Ich habe die Namen Graf Münster und General 
Gneisenau genannt. Für das englische Kabinett ging alles 
an Münster. Begreiflicherweise stand er mit Stein auf dem 
allerfreundlichsten Fuße. Stein war überhaupt mit seinen 
Gefühlen und Ansichten ein so ohne alle Berechnung voll 
natürlicher Mensch, daß, wo Großes auf dem Spiele stand, 
alles Kleine und alle kleinen, alltäglichen Rücksichten bei 
ihm zusammenfielen und nur ein großer Grundgedanke 
herrschte. Wer mit ganzer Seele die Franzosen und Napoleon 
und ihre Herrschaft haßte und verabscheute, den umhalste 
er sogleich mit voller Herzenswärme. So ward Münster 
ihm jetzt eine Zeitlang ein politischer Liebling und in solcher 
Gesinnung waren auch die Briefe an ihn gefaßt. Mir aber, 
der die Briefe leider zu lesen bekam, und der etwas kühler 
zwischen den Zeilen lesen konnte, entging nicht, wie grund¬ 
verschieden die eigentliche Grundlage der Charaktere der 
beiden Männer war. 
In Stein erkannte ich den stolzen freien Reichsritter, 
welchen noch hohenstaufische Kaisererinnerungen umleuch¬ 
teten, und welcher alles deutsche Volk groß und frei haben 
wollte; in dem Grafen Münster schaute mir doch der hoffär- 
tige, aristokratische Junkergraf des achtzehnten Jahr¬ 
hunderts entgegen. Er machte in seinen Briefen schon 
häufig Einwendungen gegen Steins Ansicht, daß es nimmer 
anders gehen könne, daß der Krieg als ein Aufstand gegen 
die Welschen, damit ihnen die Haare zu Berge stünden, in 
spanischer und tirolischer WTeise geführt, daß alles Volk 
mit allen Kräften der Herzen und der Fäuste zu den Waffen
	        
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