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durch Gottesdienst zu dem bevorstehenden Kampfe. Der König 
warf sich auf seine Knie nieder und that unter vielen Thränen 
das Gelübde, daß, wenn ihm Christas den Sieg über die Feinde 
seines Reichs verleihe, er in seiner Stadt Merseburg dem heiligen 
Märtyrer Laurentius ein Bisthum errichten iinb ihm die Pfalz, 
deren Ball er daselbst begonnen hatte, zum Eigenthum weihen 
wollez dann nahm der König von dem frommen Bischof Ulrich 
das Abendmahl, zum Kamps auf Tod uild Leben sich bereitend. 
Alle im Heere entsagten feierlich aller Fehde und Feindschaft unter 
einander lind gelobten aufs neue Treue ihren Führern uild Hülfe 
und Beistand einander in jeglicher Noth. Die Fahnen wurden 
erhoben; llistig wehteil sie in den Säften, und muthig verließen 
Otto's Krieger das Lager. 
In acht Züge war das Heer des Kölligs getheilt, von denen 
jeder aus etwa tanfenb wohlgcrüsteteu Reitern bestand, denen 
Diener uild Troßkilechte in beträchtlicher Anzahl folgten. Die 
drei ersten Züge waren Baieru; die wareil am zahlreichsten er¬ 
schienen, aber es fehlte unter ihnen Herzog Heinrich selbst, der auf 
dem Siechbette lag und die Führung der Seinen anderen über¬ 
tragen hatte. Der vierte Zllg waren die Franken, von Konrad 
geführt, dem unnahbaren Streiter, dem gefeiertstell Heldeil des ganzeil 
Heers. Der glänzendste nnb stärkste Zug aber von allen war der 
fünfte, den Otto selbst befehligte. Vor ihm flatterte die Lanze 
des heiligeil Erzengels Michael, nnb wo die wehte, da hatte noch 
nimmer der Sieg gefehlt; dicht umringte sie und den Köllig eine 
Schar heldenkühner, todesmuthiger Jünglinge, die Auswahl der 
Tapfersten ans jedem Zlige des Heers. Der sechste und siebente 
Zllg waren Schwabeil unter dem Befehl Herzog Burchard's. 
Den letzten Zlig bitbeten tausend erlesene böhmische Ritter in 
schimmernden Waffen, von ihrem Herzog geführt. Bei diesem 
Zuge, dem Nachtrab des Heers, war anet) das Gepäck, das man 
hier für am meisten gesichert hielt. Aber es kam anders, als man 
erwartet hatte. 
Manche Beschwerden hatte das Heer beim Vorrücken ;n be¬ 
stehen, denn der Weg gieng dllrch Gebüsch lind über nngeebnete 
Felder. Otto hatte ihn gewählt, lim den Feind 511 täuschen, aber 
er sah sich bald selbst hintergangen. Eiil Theil der Ungarn hatte 
nämlich zweimal den Fluß überschritten und so den Rücken des 
delltscheil Heers umgangen. Als Otto aus dem Kampfplatz erschien, 
sah er ben Feind nicht allein vor sich, sondern er stand ihm nicht 
minder im Rücken. Uilerwartet wurde gerade zllerst sein Nachtrab 
angegriffen. Eiil Pfeilregen, dann ein Reiterangriff unter fürchter¬ 
lichem Gebenl. Die Böhmen stoben ans einailder; viele sanken 
dahiil in ihrem Blllte, viele wlirden gefangen, das gange Gepäck 
fiel in die Hände der Feinde. Sofort stürzten sich die Uligarn auf 
die schwäbischen Heerhanfeil, und auch diese hielten dem Sturme
	        
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