Geographie Griechenlands. 99
2. Thessalia, mit welchem Namen man das Kesselland des Peneios,
das Spercheiosthal und die Halbinsel Magnesia begreift (s. § 40, 3 u. 4), nnges.
160 lUM. Die Ebne hatte bei der trefflichen Bewährung, und da die Gebirge
die störenden Winde abhielten, teilweise eine üppige Fruchtbarkeit'). Ausge-
dehnte Weideplätze begünstigten die Zucht der Pferde, weshalb die Thessaler die
trefflichste Reiterei Griechenlands besaßen. Auf den Bergen selbst fanden sich
Kräuter, welche ebeufo der Heilkunst wie dem greulichsteu Zauberwesen dienten.
Aus der isolierenden Begrenzung wird leicht erklärlich, daß das Land nicht so
mächtig, geschweige denn thatkrästig wirksam in die allgemeine Bewegung des
griechischen Volkslebeus hineingezogen wurde. Außer denThessalern waren imN.
ansäßig die Perrhäber und Äth iken (Anm. 6 zu 1), die Magneten im O.,
im S. die D o l o p e n, Än ia n e n2) und Malier. Die Einteilung in 4 Haupt-
teile (t£TQ(xd£g~), Hestiäotis (nw.), Pelasgiotis (östl.), Phthiotis (sö.)
und Th essa l i ot is rührt erst ans den letzten Zeiten der griechischen Geschichte her.
Zahlreiche feste Städte waren gegründet: an dem Eingang des Thales Tempe
zuerst G onnos, von wo eine Straße über Gyrton nach dein am Peneios er¬
bauten Larissa, dem Mittelpunkt des Verkehrs, führte. Eine andre Straße führte
ziemlich den? Peneios parallel westwärts nach Trikka hinauf zu dem Lakrnon,
eine dritte südlicher davon über Krauuon nach Gomphoi, von wo der Paß
über den Pindos in das Acheloosthal sich öffnete. Südlich von dieser Straße
lagen an den Abhängen des Othrys die berühmten Schlachtfelder von Phar--
sälos und Kyuoskephalä. Eine vierte Straße führt von Larissa nach Pherä,
welche Stadt durch die Verbindung mit den im Hintergrund der weiten Bucht
liegenden Häfen Pagasä und Jolkos eine bedeutende Stelle im Verkehr ein-
nahm. Weuiger wichtig war das südwärts gelegne phthiotis che Thebä. Süd-'
lich vom Othrys lag eine zweite Larissa, mit dem Beinamen ?? kq^uugti'i von
ihrer Lage auf hohem Felsen, und westwärts die wichtige Feste Lamia. Auf der
äußersten Grenze sperrte die Stadt Tra ch is den Eingang zu den Thermopylen ab.
II. Mittelgriechenwnd fßUagj
zählte 10 Landschaften:
1. Akarnania (45 üjM.), eigentlich eine Halbinsel zwischen dein am-
brakischen Busen und dem ionischen Meer, im O. durch den Unterlauf des Ache-
loos begrenzt^), ist im Innern von mehrern Bergketten durchzogen, zwischen
denen einige Seebecken liegen, enthält aber auch fruchtbare Ebnen. Die Bewoh-
ner dieses Landes blieben dem griechischen Leben fern und ihre Landschaft erlangte
erst dadurch einige Bedeutung, daß auf ihrem Boden Kolonien gestiftet wurden.
Die Hauptstadt war Stratos im östl. Teil^).
2. Ätolia (72 DM.), östlich vom Acheloos zwischen dem Tymphrestos
nud dem ionischen Meer. Der Norden ist einvmt den Thälern des Acheloos und
seiner Nebenflüße dnrchfchnittnes Gebirgsland, dann öffnet sich eine ringsum
von Bergen nmgebne Ebne nach dem Acheloos, in den der Tritonis- und
Hyriafee ihren Abfluß ergießen. Den östlichen Teil bildet das Thal des Eue-
nosflnßes, welches sich erst nicht weit vom Ansflnß zu einer Ebne erweitert.
taueS (i. N.), die Orestä Paroräoi (identisch mit den nagavccioL am Fl. Aoos
Steph. Byz. 223 Westerm.?), die Tymphäoi und Äthikes, die Athamanes (im
Geb. zwischen Arachihos uud Acheloos) und die Amphilochoi im O. des ambrakischeu
Busens. Hinzuzufügen sind die Dolopes zu beideu Seiten des Pindoö nördlich vom
Tymphrestos (Bahr zu Herod. VI1132). Auch hatten Trümmer andrer Stämme in den
Gebirgen eine sichre Zufluchts- uud Wohnstätte gefunden. — 1) Eine Schilderung Gött-
liug Venu Abhh. l S. 9 fs. — 2) Herod. VII 132. — 3) Strabo 633. — 4) Sirabo 634.
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