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mit den neuen Ansichten von Welt und Staat befreundet hatten,
eben die begeisterte Anhänglichkeit einflößte, wie das katholische
Kirchen- und Mönchsthum der altgläubigen Masse des Volks.
Jndeß blieben die Bemühungen der Vaterlandsfreunde lange Zeit
ohne Erfolg. Der Hauptsammelplatz der Liberalen war Cadix.
Mehrere empörende Maßregeln der Regierung brachten dort das
unter der Asche glimmende Feuer zum Ausbruch. In der Hoff-
nung, ihren alten Einfluß auf die Volksmasse nicht ganz einge-
büßt zu haben, griffen die Liberalen zu den Waffen, wurden aber
bald von der machtigeren Partei des von Pfaffen und Mönchen zur
blinden Wuth getriebenen Pöbels und von den Bajonetten der unter den
Befehlen eines Günstlings des Königs stehenden Truppen bewältigt.
Nun mußte das Racheschwert walten. Nur durch schnelle Stren-
ge, so flüsterte man dem Könige zu, könne man das lodernde
Feuer eines unausbleiblichen Bürgerkrieges löschen. Acht der vor-
nehmsten Häupter der freisinnigen Partei fielen an einem Tage
auf dem Blutgerüste. Weit Mehrere noch wurden in den Kerker
geworfen, um demnächst über sie als über Rebellen nach militai-
rischer Strenge zu richten.
Das Königreich Navarra hatte von alten Zeiten her große
Vorrechte besessen, welche bis jetzt von allen legitimen Königen
Spaniens waren anerkannt worden; unter der jetzigen Negierung
aber schien man solche nicht mehr beachten zu wollen, daher ver-
breitete sich täglich mehr der Geist wilder Unzufriedenheit in jenen
Provinzen. Epoz y Mi na, der berühmte Guerillasgeneral,
das Schrecken der Franzosen, und des Vaterlands rühmlichster
Vertheidiger, war der gefeiertste Mann in jenen Gegenden. Selbst
in Madrid ward sein Bildniß mit Enthusiasmus gekauft,
und Ferdinands Gesandter in Paris hatte erst kürzlich Mina als
einen Helden dargestellt, der in den verschiedenen Gefechten 12,WO
Franzosen zu Gefangenen gemacht. Dieser General, der zur Auf-
rechthaltung der Rechte Navarra's einige eigenmächtige Schritte
gethan hatte, sollte vom Commando der ihm sehr ergebenen Trup-
Pen entsetzt werden. Dies empörte sein innerstes Gefühl; er wollte
durch eine Militairverschwörung die Wiederherstellung der Consti-
tutton erzwingen. Allein kurz vor dem Augenblicke der Entschei-
dung ward sein Anschlag entdeckt, und nur durch schleunige Flucht
entging er dem ihm drohenden Schicksale. Wie in Navarra Mina
der gefeiertste Held gewesen, so galt in Asturien und Gali-