Full text: Der deutsche Krieg von 1866

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hätte! Er war blind. Aber war nicht ein Zisca anch 
blind und ging in die Schlacht? That nicht ein Gleiches 
der blinde Dándolo, Doge von Venedig? Und wahrlich, 
Beide dienten hohen Gütern! — Aber Georg mußte doch 
auf dem Schlachtfelde gewesen sein! Wirklich erschien er 
ans demselben, als die Schlacht vorüber war. Wie sah 
es ans! „Es war besäet mit Menschen- und Pferdeleichen 
und Leibern, das Blut bildete wahre Lachen, die Seufzer, 
das Stöhnen und die unaussprechlichen Jammerlaute und 
Hülferufe Schwerverwnndeter zermalmten ein Herz von 
Stein." Da brachen anch aus den blinden Augen des 
Königs Thränen — das Gericht begann. Aber schnell 
suchte er wieder Rettung in der Selbsttäuschung, denn an 
demselben Tage noch erließ er eine Proclamation an sein 
Heer, die den heuchlerischen Mann mehr als alles Andere 
kennzeichnet. Der Schluß der Proclamation lautet: „Die 
Namen der todesmuthigen Opfer werden in unserer Ge¬ 
schichte mit unauslöschlichen Zügen prangen, und unser 
göttlicher Heiland wird ihnen oben den himmlischen Lohn 
verleihen. Erheben wir vereinigt die Hände zu dem drei¬ 
einigen Gott, ihn für unfern Sieg zu loben und zu preisen, 
und empfanget ihr treuen Krieger alle den nie erlöschenden 
Dank eures Königs, der mit seinem ganzen Hause und 
euch den Herrn, um Jesu Christi willen, anfleht, unserer 
Sache, welche die feinige, weil sie die Sache der Ge¬ 
rechtigkeit, seinen Segen zu verleihen. Georg V. Rex." 
Er lechzte also nach neuen Opfern, und wirklich ward 
von seiner Seile am nächsten Tage freier Abzug oder neuer 
Kampf begehrt. Der Parlamentär wurde preußischer Seits 
zurückgewiesen. Es waren nun preußische Truppen in
	        
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