Die Perser.
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und diesem raubte nach 45 Tagen Leben und Herrschaft sein unächter
Bruder Sogdianus. In gleicher Weise erhob sich nach einem halben Jahre
ein anderer unachter Bruder Ochus, den der Vater nach persischer Sitte mit
seiner Schwester Parysatis vermählt hatte und der Satrap von Hyrkanien
war. Er nannte sich als König Darius und regierte von 423 bis 404,
während welcher Zeit Empörungen im Palaste und in den Provinzen rasch
auf einander folgten. Zwischen seinen Söhnen Arsaces und Cyrus war
schon vor seinem Tode die Nachfolge streitig. Nach dem Grundsätze,
nach welchem der erste Xerres seinem älteren Bruder vorgezogen war,
hätte dem Cyrus die Herrschaft gebührt. Derselbe hatte auch bei der
Wichtigkeit, welche damals die Entwicklung der griechischen Verhältnisse
für Persien hatte, den Befehl über die persischen Truppen in Kleinasien
erhalten. Als der Vater in Medien erkrankt war, hatte man ihn an
den Hof berufen. Er glaubte zur Uebernahme der Herrschaft gegen¬
wärtig sein zu sollen, aber andere Einflüsse entschieden jetzt, so sehr sich
auch Parysatis für Cyrus bemühte, zu Gunsten des Arsaces. Dieser
legte sich den Namen Artarerres bei, wozu die Griechen ihm den Bei¬
namen Mnemon gaben, und begann die Regierung. Kurz darauf als
Artarerres im Tempel zu Pasargadä eine Einweihung zur Herrschaft
durch die Priester empfangen sollte, ward Cyrus der Absicht bezüchtigt,
seinen Bruder hier zu ermorden. Er wäre sofort niedergehauen worden,
wenn nicht Parysatis ihn mit dem eigenen Körper geschützt hätte. Er
kehrte zu seiner früheren Stellung in Kleinasien zurück uud rüstete sich
dort, besonders durch Anwerbung griechischer Truppen, zu einem An¬
griffe auf den König. Der Versuch mißlang, da Cyrus im I. 401 bei
Kunara in Babylonien, wo sein Bruder ihm mit einem großen Heere
begegnete, im Kampfe fiel und dadurch die Schlacht, während die Grie¬
chen schon auf einem Flügel gesiegt hatten, verloren ging. Als der
König den Tod des Cyrus erfuhr, ließ er ihm den Kopf und die rechte
Hand abhauen, eine Handlungsweise, in der sich das allgerneine Bild
eines persischen Königs spiegelt, da von Artarerres eine besondere
Neigung zur Grausamkeit nicht bekannt ist. Zm Reiche schreitet
die Auflösung fort. Obgleich Artarerres durch Geld die Spaltung
unter den Griechen erhält, sich dadurch eines griechischen Angriffs er¬
wehrt und die kleinasiatischen Griechen ihm preisgegeben werden, ist der
Gewinn nur vorübergehend. Denn bald zeigt sich das ganze vordere
Asien, Kleinasien nebst Syrien, im Aufstande und die Satrapen handeln
gemeinschaftlich und zugleich in Verbindung mit Aegypten. Die Hälfte
der Einkünfte des Königs war verloren, was für die übrigen Provinzen,
da die Bedürfnisse sich nicht minderten, vielmehr die Kriegsrüstungen
dieselben vermehrten, einen um so größeren Druck herbeiführen mußte.
Nur durch Verrath unter den Empörten wurde der König gerettet. Zu