Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

und Griechenland bis auf Philopömcn. 347 
bar zum Reiche. Ju Mittelgriechenland waren die Aetoler, die mit der 
Erhebung im lamischen Kriege auf den Schauplatz der Geschichte getre¬ 
ten, in ihrer Unabhängigkeit geblieben, hatten dieselbe gegen Antipater 
und Kraterus behauptet und seitdem immer demjenigen, der auf Mace- 
donien Ansprüche machte, erst dem Polysperchon gegen Kaffander, dann 
dem Pyrrhus gegen Demetrius, angehangen. Es scheint, daß Antigo- 
nus Gonatas, mit dem sie zur Zeit des von Areus geführten letzten 
heiligen Krieges befreundet waren, später, als er König von Macedonien 
geworden, sich darein fand, sie als unabhängig gelten zu lassen. Diese 
Unabhängigkeit zu behaupten, war ihnen leicht bei der Beschaffenheit 
ihres Landes, das von Bergschluchten zerrissen ist, und bei der Rohheit, 
durch welche sie ganz auf ein Krieger- und Räuberleben angewiesen 
waren. Die wiederholten Kämpfe gegen Macedonien hatten aber auch 
das Bedürfniß einer diese Unabhängigkeit sichernden Einrichtung hervor¬ 
gebracht. So war eine staatliche Verbindung, die sie früher nicht ge¬ 
habt, bei ihnen entstanden. Die Bürger der einzelnen Landschaften ver¬ 
sammelten sich jährlich zu Thermum, um in demokratischer Weise über 
Landesangelegenheiten, so wie über Krieg und Frieden, Beschlüsse zu 
fassen und die Beamten des Bundes, einen Heerführer oder Strategen, 
einen Reiterbesehlshaber oder Hipparchen und einen Staatsschreiber oder 
Grammateus zu erwählen. Der Strateg war auch, abgesehen von der 
Heerführung, die eigentliche Obrigkeit und ihm standen als Rath die 
Apokleten zur Seite. Sie erweiterten ihre Macht durch die dem älteren 
Griechenland unbekannte Sympolitie, indem sie Städten, die sich frei¬ 
willig oder gezwungen an sie anschlossen, das volle ätolische Bürgerrecht 
ertheilten. Dies wird mit einem Theile Akarnaniens geschehen sein, 
das von Kassander gegen sie aufgeregt war und das sie mit Pyrrhus' 
Sohne Alexander, noch vor dessen Angriff auf Macedonien, getheilt 
hatten. So gewannen sie im Laufe der Zeit Theile von Locris, Phocis 
und Thessalien und in weiter Ferne, auf dem zu Aegypten gehörigen 
thracischen Chersones und auf der Küste von Kleinasien, finden sich Städte, 
die mit ihnen in Sympolitie stehen. Ihre kriegerische Stärke, die na¬ 
mentlich auch bei Gelegenheit des celtischen Einfalles sichtbar ward, war 
in einer Zeit, wo allgemeine Unsicherheit zur Vereinigung drängte, ein 
um so mächtigerer Hebel zur Erweiterung ihrer Macht, als sie den An¬ 
schluß benachbarter Staaten zu erzwingen nicht scheuten. So verschmol¬ 
zen verschiedene Völkerschaften zu einem Gesammtstaate, ohne daß, wie 
in den ältesten Zeiten Griechenlands, dadurch ein Periökenverhältniß 
begründet worden wäre. Dieses Verschmelzen schloß aber nicht aus, 
daß auch Staaten, welche selbstständig und abgesondert blieben, in ein 
loseres Bundesverhältniß zu den Aetolern traten. Der Verlauf der 
Ereignisse, durch welche die Aetoler ihre Macht ausgebreitet haben und
	        
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