Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

348 Das macedoniche Reich unter den Antigoniden 
die von derselben erreichte Ausdehnung sind übrigens nicht im Einzelnen 
zu erkennen. 
3. Von jüngerem Ursprünge ist ein Bundesstaat im Peloponnes, 
zu welchem in Achaia der Grund gelegt wurde und welcher daher der 
achäische heißt. Die zwölf Städte dieser Landschaft hatten von alter 
Zeit her einen Bund gebildet, dessen Mittelpunkt Helice gewesen war. 
In der macedonischen Zeit war derselbe verfallen, da allenthalben in 
den Städten des Peloponneses sich Tyrannen erhoben hatten, die, wie 
die Verhältnisse es fügten, entweder die Werkzeuge der macedonischen 
Herrschaft oder selbstständige Herren wurden. Das Söldnerwesen war 
die Grundlage dieser kleinen Dynasten und mittelst desselben war jeder 
von ihnen der Schrecken seiner Umgebung. Ehe Antigonus Gonatas 
Herr Macedoniens geworden war, hatte er den größten Theil des Pe¬ 
loponneses beherrscht. Seine Entfernung gab zwar den Dynasten 
größere Selbstständigkeit, erleichterte aber, da dieselben sich nun verein¬ 
zelten, auch die Bildung einer Schutzwehr gegen ihre Gewaltthätigkeit 
und die Plünderungen von Söldnerschaaren, die, aus allen Dienstver¬ 
hältnissen getreten, zu Räubern wurden. Unter diesen Umständen machten 
zur Zeit, da Pyrrhus nach Italien zog, Ptolemäus Keraunus in Ma¬ 
kedonien gefallen war und der Lagide Ptolemäus nicht mehr lebte, die 
vier achäischen Städte Dyme, Paträ, Tritäa und Pharä sich von Ty¬ 
rannen und macedonischen Besatzungen frei und schlossen einen Bund 
zu gegenseitigem Schutze. Von dem alten Bunde waren im Ganzen, 
nachdem Helice und Olenus vor der Schlacht bei Leuktra durch Erd¬ 
beben untergegangen, Cerynea und Leontium als neu emporgekommene 
Städte an die Stelle der verödeten Orte Rhypes und Aegä getreten 
waren, noch zehn Städte übrig. Im Laufe von etwa 25 Jahren wurden 
sie alle Mitglieder des neuen Bundes. Dessen Mittelpunkt war nun 
Aegium und hier, wo ein stehender Rath sich befand, wurden jährlich 
zwei allgemeine Versammlungen gehalten. Die Obrigkeiten, die in der 
Frühlingsversammlung gewählt wurden, waren dieselben wie bei den 
Aetolern. Doch waren der Strategen anfangs zwei, bis das Bedürf- 
niß einer größeren Einheit in Leitung der Angelegenheiten die Abän¬ 
derung zuwege brachte, daß nur einer gewählt wurde. Der Bund er¬ 
weiterte sich über die Grenzen der achäischen Landschaft hinaus durch 
ein Ereigniß, welches überhaupt auf seine Entwicklung den entscheidend¬ 
sten Einfluß hatte, den Beitritt von Sicyon. 
4. Sicyon, das Demetrius Poliorcetes dem Lagiden Ptolemäus 
abgenommen und dann verlegt und zu einer weit größeren und prächti¬ 
geren Stadt umgeschaffen, hatte unter hartem Drucke schnell wechselnder 
Tyrannen gestanden. Einer derselben, Abantidas, war aufgestanden, 
nachdem das Volk einen früheren gestürzt und zwei Bürger Namens
	        
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