Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

378 Die Römer während der Ausbildung ihrer Staatsverfassung 
die Römer ausgeübt hat. Dem sabinischen Könige folgte in Tullns 
Hoftilius wieder ein latinischer, durch stürmische kriegerische Thätigkeit 
das Gegenbild seines Vorgängers. Seine bedeutsamste Thal ist die De- 
müthigung des albanischen Staates und die Zerstörung der Stadt Alba- 
longa. Dieses Ereigniß steigerte die Macht Roms, indem es einen ge¬ 
fährlichen Nebenbuhler wegräumte und zu einer Ansiedelung albanischer 
Bürger auf dem cölischen Hügel, der nach anderer Nachricht Sitz einer 
etruskischen Niederlassung gewesen sein soll, führte. Bei dem nächsten 
Regierungswechsel kömmt noch einmal der Grundsatz der Gleichberechti¬ 
gung zwischen Latinern und Sabinern zur Geltung, indem in Ancus 
Martius ein Enkel Numa's folgt. Unter ihm ist Nom auf Kosten des 
latinischen Staatenbundes im Wachsen geblieben. Einzelne Glieder 
desselben wurden besiegt und ihr Gebiet zu dem römischen geschla¬ 
gen. Diese Verbindung brachte einen Theil der besiegten Bevölkerung 
als Ansiedler nach Rom, wo der aventinische Hügel ihr Wohnort 
wurde. Für die frei gebliebenen Latiner bereitete sich wahrscheinlich 
jetzt das Verhältniß der Jsopolitie mit Rom vor. Auf derselben Bahn 
ging der nächste König, Tarquinius Priscus, fort, mit dessen Erhebung 
das Gesetz eines Wechsels zwischen Königen latinischer und sabinischer 
Herkunft verlassen wird und der in den Sagen als Etrusker erscheint. 
Eine Erzählung, daß er aus dem Geschlechte der korinthischen Bacchia- 
den stamme, daß sein Vater Demaratus vor dem Tyrannen Cypselus 
nach der etrurischen Stadt Tarquinii geflohen, daß er selbst, mit der 
weissagenden Etruskerin Tanaquil vermählt, nach Rom gezogen, von 
dem Könige Ancus für dessen Söhne zum Vormund bestellt worden sei, 
aber die Wahl auf sich zu lenken gewußt habe, das ist ebenso spätere Erfin¬ 
dung der die italische Bildung aus ihrer eigenen Heimath herleitenden 
Griechen, als eine andere Sage, die in den Zeiten vor Romulus einen 
Evander aus Arkadien zu den Latinern kommen und ihnen die Buch¬ 
stabenschrift bringen läßt. Soviel leuchtet aus den ihn betreffenden 
Sagen hervor, daß zu seiner Zeit Rom schon die Hauptstadt eines in 
der Gegend mächtigen Staates war und daß sich auf das römische Leben 
etruskische Formen übertrugen. Königliche Pracht und Auszeichnung, 
wie sie den an der Spitze der einzelnen etrurischen Staaten stehenden 
Fürsten oder Lucumonen eigen war, wurde in Rom üblich. Auch wer¬ 
den ihm Bauten, wie sie bei den Etruskern Vorkommen, zugeschrieben. 
Das Hauptwerk seiner Thätigkeit in Zeiten des Friedens sind die großen 
Cloaken, Gewölbe, durch welche das zwischen den bewohnten Hügeln 
hereintretende Wasser des Stromes überdeckt und, indem man es zugleich 
durch eine Ufermauer von dem Strom trennte, die damit in weiterer 
Entfernung zusammenhängenden Sümpfe beseitigt wurden. Auch die 
große Rennbahn, der Circus, der in dem Thale zwischen dem Palatin
	        
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