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Die Babylonier und die Assyrier.
Samaria ein Ende und es fand auch für die von Tiglath Pilesar ver¬
schonten Landestheile Vertauschung eines Theiles der Bevölkerung
mit auswärtigen Ansiedlern statt, aus deren Vermischung mit den zu¬
rückgebliebenen Israeliten das Volk der Samaritaner erwuchs. Assyrien
gebot mächtig im westlichen Asien. Babylonien muß von ihm abhängig ge¬
wesen sein und vielleicht stand selbst Medien in einem ähnlichen Verhältnisse.
Die Eroberungszüge bedrohten das Reich Juda und Aegypten. Mit
Sargon begann der Angriff auf das letztere dieser Länder, vorbereitet
durch die Eroberung der philistäischen Stadt Asdod oder Azotus. Doch
unter dessen Nachfolger Sanherib brach sich die assyrische Macht an
Aegypten und Juda. Gleichwohl behielt sie noch Kraft genug, das un¬
zuverlässige Babylonien im Zaume zu halten und über griechische Frei¬
beuter, die in Cilicien eingedrungen waren, einen Sieg zu erkämpfen.
Auf diesen Sieg soll die Gründung der Stadt Tarsus am Flusse Cyd-
nus gefolgt sein und eine Bildsäule mit dem Namen Sardanapal, welche
die Begleiter Alexanders daselbst fanden, stellte vermuthlich den Sanhe-
rib dar. Sanherib wurde i. I. 696 in einem Tempel von einem sei¬
ner Söhne unter Mitwissen eines zweiten ermordet. Einem der Mör¬
der entriß bald die Herrschaft ein dritter Bruder Esarhaddon, den San¬
herib zum Unterkönige von Babylonien eingesetzt hatte und vor dem
jetzt die beiden andern nach Armenien entfliehen mußten. Unter ihm
wird ein nochmaliger Angriff auf Aegypten gemacht und bei dieser Ge¬
legenheit kann es gewesen sein, daß der König Manasses von Juda
in die Gefangenschaft nach Babylon wanderte. Eine Nachricht läßt
Sanherib sogar mit einem geworbenen Heere durch Kleinasien bis an
den Hellespont ziehen und zur Erklärung dieses Zuges bietet sich die
Möglichkeit dar, daß er der Abwehr von Einfällen räuberischer Völker
aus dem gegenüberliegenden Thracien gegolten habe. Die Nachfolger
Esarhaddons, über deren Namen nicht einmal Uebereinstimmung ist, schei¬
nen die Kriegszüge nicht fortgesetzt zu haben. Das Reich neigt sick-
unter wahrscheinlich unkriegerischen Fürsten zum Untergange und von
Babylonien und Medien aus, wo sich neue selbstständige Herrschaften
gebildet, wird dessen Sturz bewirkt. Sardanapal, entweder ein zweiter
dieses Namens oder der einzige, nur in frühere Zeit zurückversetzt,
fällt mit der Hauptstadt Ninive i. I. 605 und die Zeit Assyriens ist
vorüber.
5. Aus dem Dunkel, welches auch für die Zeit der gegen Syrien,
Phönicien, Israel, Juda und Aegypten vordringenden Könige Assyriens
über den Verhältnissen dieses Reiches zu den übrigen Nachbarstaaten ruht,
tritt Babylonien gewissermaßen heraus mit dem Namen eines Königes
Nabonassar. An ihn knüpft sich eine mit dem 26. Februar des Jahres
747 vor Ehr. Geb. beginnende Zeitrechnung, welche der ägyptische Geo-