Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

44 
Die Babylonier und die Assyrier. 
Samaria ein Ende und es fand auch für die von Tiglath Pilesar ver¬ 
schonten Landestheile Vertauschung eines Theiles der Bevölkerung 
mit auswärtigen Ansiedlern statt, aus deren Vermischung mit den zu¬ 
rückgebliebenen Israeliten das Volk der Samaritaner erwuchs. Assyrien 
gebot mächtig im westlichen Asien. Babylonien muß von ihm abhängig ge¬ 
wesen sein und vielleicht stand selbst Medien in einem ähnlichen Verhältnisse. 
Die Eroberungszüge bedrohten das Reich Juda und Aegypten. Mit 
Sargon begann der Angriff auf das letztere dieser Länder, vorbereitet 
durch die Eroberung der philistäischen Stadt Asdod oder Azotus. Doch 
unter dessen Nachfolger Sanherib brach sich die assyrische Macht an 
Aegypten und Juda. Gleichwohl behielt sie noch Kraft genug, das un¬ 
zuverlässige Babylonien im Zaume zu halten und über griechische Frei¬ 
beuter, die in Cilicien eingedrungen waren, einen Sieg zu erkämpfen. 
Auf diesen Sieg soll die Gründung der Stadt Tarsus am Flusse Cyd- 
nus gefolgt sein und eine Bildsäule mit dem Namen Sardanapal, welche 
die Begleiter Alexanders daselbst fanden, stellte vermuthlich den Sanhe- 
rib dar. Sanherib wurde i. I. 696 in einem Tempel von einem sei¬ 
ner Söhne unter Mitwissen eines zweiten ermordet. Einem der Mör¬ 
der entriß bald die Herrschaft ein dritter Bruder Esarhaddon, den San¬ 
herib zum Unterkönige von Babylonien eingesetzt hatte und vor dem 
jetzt die beiden andern nach Armenien entfliehen mußten. Unter ihm 
wird ein nochmaliger Angriff auf Aegypten gemacht und bei dieser Ge¬ 
legenheit kann es gewesen sein, daß der König Manasses von Juda 
in die Gefangenschaft nach Babylon wanderte. Eine Nachricht läßt 
Sanherib sogar mit einem geworbenen Heere durch Kleinasien bis an 
den Hellespont ziehen und zur Erklärung dieses Zuges bietet sich die 
Möglichkeit dar, daß er der Abwehr von Einfällen räuberischer Völker 
aus dem gegenüberliegenden Thracien gegolten habe. Die Nachfolger 
Esarhaddons, über deren Namen nicht einmal Uebereinstimmung ist, schei¬ 
nen die Kriegszüge nicht fortgesetzt zu haben. Das Reich neigt sick- 
unter wahrscheinlich unkriegerischen Fürsten zum Untergange und von 
Babylonien und Medien aus, wo sich neue selbstständige Herrschaften 
gebildet, wird dessen Sturz bewirkt. Sardanapal, entweder ein zweiter 
dieses Namens oder der einzige, nur in frühere Zeit zurückversetzt, 
fällt mit der Hauptstadt Ninive i. I. 605 und die Zeit Assyriens ist 
vorüber. 
5. Aus dem Dunkel, welches auch für die Zeit der gegen Syrien, 
Phönicien, Israel, Juda und Aegypten vordringenden Könige Assyriens 
über den Verhältnissen dieses Reiches zu den übrigen Nachbarstaaten ruht, 
tritt Babylonien gewissermaßen heraus mit dem Namen eines Königes 
Nabonassar. An ihn knüpft sich eine mit dem 26. Februar des Jahres 
747 vor Ehr. Geb. beginnende Zeitrechnung, welche der ägyptische Geo-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.