fullscreen: Bilder vom Niederrhein (Bd. 5)

Geschichtliches. 5 
Höhen und schimmert als Nibelungenhort in der Tiefe des Gewässers, die Klänge 
der Musik sind verrauscht, still und stiller wird es im Parke, da erhebt sich wie 
ein riesiger Ballon der Vollmond am Firmamente und gießt sein silbernes Licht 
über den Rhein. Das glitzert und schimmert in den Wellen und beleuchtet magisch 
die vorüberziehenden Schiffe — eine Ruhe und ein Friede herrscht überall, ein 
süßer balsamischer Duft der Sommernacht weht uns bezaubernd an, daß wir 
uns und Alles ringsum vergessen und uns in angenehmen Traumphantasien 
wiegen. Und so laßt uns denn in der „mondbeglänzten Zaubernacht, die den 
Sinn gefangen hält," uns zurückversenken in die alten Zeiten, wo hier an 
unserem heiligen Mtrome die Römer ihren grimmigen Strauß mit deu gallischen 
Völkerschaften und unseren Vorfahren bestanden, wo sie ihre ersten Kastelle an- 
legten und auch den Vater Rhein zu überbrücken und zu unterjochen versuchten. 
Schon längst war das linke Rheinufer bis tief iu das heutige Frank- 
reich, das unter römischer Herrschaft Gallien hieß, hinein von deutschen 
Stämmen besiedelt, und immer neue Schwärme drängten, durch die lieber- 
völkerung im männerreichen Germanien getrieben und durch die Fruchtbarkeit 
des Bodens und die unkriegerische Wehrlofigkeit der Bewohner Galliens ein- 
geladen, über den Strom. Diese Flut, der Keim schon der großen Völker- 
Wanderung, warf ihre Wogen bis an die Pforten der Weltmacht Rom und 
drohte zur verheerenden Sturmflut zu werden, als links am Rheine ein fester 
Damm römischer Herrschermacht durch einen Mann geschaffen wurde, der den 
Wellenschlag germanischer Einwanderung zum Stehen brachte, die Germanen 
im eigenen rechtsrheinischen Lande römische Adler sehen ließ und durch die 
weltgeschichtliche Macht seiner Persönlichkeit die Völkerwanderung um Jahr- 
hunderte hinausschob und damit der Entfaltung römischen Kulturlebens in 
Deutschland das Thor öffnete — durch Cajns Julius Cäsar. Siegreich 
hatte sich die römische Offensive den Deutschen angekündigt. Ein gewaltiger 
Schwärm Sueveu unter ihrem Heerkönige Ariovist war über den Ober- 
rhein gegangen und hatte in Gallien festen Fuß gefaßt, ein furchtbarer Neben- 
buhler Roms um den Besitz Galliens. Aber 58 v. Chr. schlug das Feldherru- 
genie Cäsar's in einer furchtbaren Entscheidungsschlacht die Deutschen zwischen 
Mülhausen und dem Rheine; mit den Trümmern seiner Schar floh der 
Snevenherzog über den Rhein zurück. Mit einem Schlage hatten die Römer 
die Rheinlinie gewonnen. 
Zwei Ziele waren es jetzt, die Cäsar ins Auge faßte und mit einer staats- 
männischen und militärischen Ueberlegenheit ohnegleichen verfolgte: die völlige 
Unterwerfung Galliens und die Sicherung der Rh ein grenze gegen die Deutschen. 
Daß das letztere Ziel nicht so bald zu erreichen war, bewiesen erneute 
Züge deutscher Stämme über den Rhein. Zwei Jahre nach der Sueveuschlacht 
fuhren am Niederrheine die streitbaren Völker der Usipeter und Teueterer 
über, und ihre Reitergeschwader streiften bis in das Gebiet der Trevirer, 
deren Hauptstadt Trier war. 
Um sich der furchtbaren Feinde zu entledigen, läßt Cäsar, im Augen- 
blicke der Gefahr um ein Mittel nicht verlegen, alle völkerrechtlichen Rück- 
sichten aus den Augen und giebt das erste Beispiel jener schnöden Treulosigkeit, 
mit der die Römer in der Folge so oft das biedere und redliche Germanenvolk 
behandelt haben. Als die Häuptlinge der Usipeter und Teneterer, arglos und
	        
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