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aber ging das Werk im eigentlichen Griechenland, vorzüglich
in Morea und auf den Inseln; besonders zur See zeigten sich
die Griechen ihres alten Ruhmes würdig. Im Jahre 1823 er¬
klärten sie sich für einen selbstständigen Bundesstaat und gaben sich
eine Verfassung. Bald aber zerrisien innere Parteikämpfe das halb¬
befreite Volk, und als im Februar 1825 ein ägyptisches Heer auf
Morea landete und schnelle Fortschritte machte, da war alle Hoff¬
nung für die Griechen dahin. —
In dieser Noth verbanden sich Rußland, England und Frank¬
reich durch den Londoner Traktat am 6. Juli 1827 zur Beendi¬
gung des blutigen Kampfes im Orient, indem sie vom Sultan
verlangten, daß er Griechenland als einen selbstständigen Staat
anerkenne. Die Türken gaben aber nicht nach, sondern fuhren fort
den Peloponnes zu verheeren, trotz des Waffenstillstandes, den ihr
Anführer mit den Admiralen der drei verbündeten Flotten abge¬
schloffen hatte. Da glaubten diese ihn mit Gewalt an seinem Ver-
nichtuugsplaue hindern zu müssen. Am 27. Oet. 1827 segelten
sie mit der gesummten Kriegsflotte in den Hafen von Navarin
ein, woselbst die große türkische Flotte lag. Die gegen die ganze
christliche Welt ergrimmten Türken griffen zuerst an. Da gab aber
der englische Admiral Co dring ton das Zeichen znr allgemeinen
Schlacht, und nach wenigen Stunden war die ganze feindliche
Flotte vernichtet. Allgemein war nun der Jubel in Europa, be¬
sonders in Deutschland, daß die Barbaren für die an den armen
Griechen so vielfach verübten Gräuel die gerechte Strafe erfahren
hatten. —
In Folge des griechischen Anfstaudes und wegen anderer Ur¬
sachen waltete schon lange Mißhelligkeit zwischen Rußland und dem
Sultan ob, und es war für die Sache der Grieche:! ein glückliches
Ereigniß, daß der russische Kaiser Nicolaus im April 1828 ge¬
gen die Türkei den Krieg erklärte, welcher durch den für die Rus¬
sen so günstigen Frieden von Adrianopel beendiget wurde (Sept.
1829). —
Auch Frankreich kam den Griechen zu Hilfe; cs sandte ein
Heer nach Morea, um diesen Mittelpunkt des griechischen Staa¬
tes von seinen Drängern zu befreien. Unterdessen hatte das Land
durch die Wahl des russischen Ministers Capo d'Istria (eines